privat
Betrifft: Geschichte
Sicherheit oder Zwang?
Die Arbeits- und Dienstbotenbücher
mit: Sigrid Wadauer, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien
Gestaltung: Isabelle Engels
31. Mai 2021, 17:55
Arbeits- und Dienstbotenbücher waren in der Habsburgermonarchie bzw. Österreich von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er-Jahre Voraussetzung für eine legale Beschäftigung in vielen Arten der Lohnarbeit. Sie dienten als Identitäts- und Reisedokument, als Nachweis beruflicher Qualifikation und Bestimmung von Arbeitsverhältnissen. Zweck und Nutzen dieser Dokumente waren umstritten. Behörden und Arbeitgeber/innen rechtfertigen die vorgeschriebenen Dokumente als unverzichtbare Voraussetzung für Sicherheit und Ordnung.
Arbeiter- und Dienstbotenorganisationen sahen darin hingegen primär ein Instrument des Zwangs, ein Symbol der Demütigung. In der Historiographie wurden solche Arbeits- und Identitätsdokumente vorwiegend unter dem Gesichtspunkt der staatlichen Kontrolle von besonders mobilen und als gefährlich betrachteten Gruppen interpretiert.
Die Probleme, die mit der Durchsetzung der Dokumente einhergingen, wurden bislang nur wenig erforscht.
Wie konnten diese praktisch genutzt oder umgangen werden? Wer erhielt Papiere, wer nicht? Manchen Arbeitgeber/innen schienen sie gegebenenfalls verzichtbar. Arbeitnehmer/innen beklagten unvorteilhafte Zeugnisse und die Verwendung geheimer Zeichen durch die Arbeitgeber/innen. Es kursierten vielfach Fälschungen und gestohlene Papiere. Und trotz der Gefahren, die damit einhergingen, ohne Identitätsdokument zu sein, wurden Dokumente oft auch einfach bei Dienstgeber/innen zurückgelassen oder zerstört.
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