Glaswand im ORF Zentrum

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Eine Mehrheit und (k)ein Befehl

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

Nach fünf Jahren wird die ORF-Geschäftsführung im August neu bestellt. Das ist jetzt die dritte Amtszeit von Alexander Wrabetz als Generaldirektor, und der will es noch einmal wissen. Wrabetz hat seine Kandidatur für die vierte Periode an der Spitze des größten Medienunternehmens des Landes bereits bekanntgegeben. Allfällige Gegenkandidaten halten sich noch bedeckt, die Kanzlerpartei mit ihrer Mehrheit im Stiftungsrat zögert, die Spekulationen blühen - und die ganze Medienbranche fiebert mit.

Wahl im Schatten der Posten-Chats

Die ÖVP hat auf dem Papier die Mehrheit im ORF-Stiftungsrat und könnte ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin im Alleingang durchsetzen. Wird die neue Führung der Partei, die die Message Control perfektioniert hat, künftig Paroli bieten oder lieber gefällig sein? Das ist nicht nur für Beobachter die entscheidende Frage, sondern auch für die Grünen als Koalitionspartner, die auf Einbindung und breiten Konsens im Stiftungsrat hoffen. Was ihnen in die Hände spielt und der ÖVP die Hände bindet, sind die Chats über Postenabsprachen bei Casinos und ÖBAG, die diese ORF-Wahl überschatten.

Acht Millionen ORF-Teamchefs

Der ORF lässt Wenige kalt, deshalb ist die Wahl des Generaldirektors in der Medienberichterstattung ein Spektakel. Es geht um den größten Player auf dem Medienmarkt, um eine Milliarde Euro Budget und ein politisches Match um die Macht. In diesem Match gibt es "acht Millionen Teamchefs, die es alle besser wissen", meint etwa Jürgen Hofer vom Branchenmagazin "Horizont". Das Spektrum reicht von Liebe bis Hass. Und in den Medien wird hoch gepokert. Bisher hat sich deshalb nur der amtierende Generaldirektor mit seiner Kandidatur aus der Deckung gewagt, alle anderen wollen noch keine Angriffsfläche bieten, zu riskant wäre es, in der Berichterstattung instrumentalisiert oder "abgeschossen" zu werden. Es steht viel auf dem Spiel, und das wird dem Publikum nicht egal sein.

Das digitale Mammutprojekt

Wer auch immer den ORF in die Zukunft führt, muss den ORF digital nach vorne bringen. Denn der ORF drohe im Netz den Anschluss zu verlieren, warnen Experten. Das ist dem noch amtierenden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wohl bewusst, seit Jahren wird deshalb am ORF-Player gearbeitet, eine Art Super-TVthek für TV, Radio und Online-Inhalte, die im Herbst nun endlich teilweise starten soll. Aber noch bremst das ORF-Gesetz, die Regierung hat längst eine Überarbeitung versprochen, aber noch immer nicht auf den Weg gebracht. Und der Player allein reiche auch nicht als Digitalstrategie, mahnen Digital-Auskenner aus dem Stiftungsrat. Einen echten Kulturwandel brauche es, aber der zeichne sich noch nicht ab.

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