Bernd Wachter über Vertrauen und Zutrauen

17. Juni 2021, 06:56

Österreich hat 2011 eine "Strategie zum lebensbegleitenden Lernen" beschlossen. Blickt man auf die Unterschriften, es war der Juli 2011, so ist keine/r der Unterzeichner/innen heute mehr politisch tätig.

Reinhold Mitterlehner, Claudia Schmied, und Karlheinz Töchterle haben der Politik längst den Rücken gekehrt und Rudi Hundstorfer, der aus meiner Sicht ganz große Sozialminister, ist leider verstorben. Politik ist ein schnelllebiges Geschäft. Darin liegt auch das Problem solcher Strategien. Sie landen sehr oft in den vielzitierten Schubladen. Eigentlich schade. Denn diese Strategie hätte einiges zu bieten. Und es ist natürlich auch so, dass sehr wohl Teile mit Leben gefüllt wurden. Aber eben, weil das Thema ziemlich wichtig ist, weitaus nicht genug.

Auch wenn ich zwischenzeitlich einen gelassenen Zugang zu Strategien entwickelt habe: Wir nehmen uns meist viel zu viel vor und sind frustriert, dass wir dann kaum etwas wirklich umsetzen konnten; dabei war es doch von vorneherein erwartbar. So muss es wohl Politikerinnen und Politikern gehen, wenn sie - was ohnedies selten vorkommt - am Ende einer Legislaturperiode ihr eigenes Regierungsprogramm durchlesen. Eine Sammlung unerfüllter Ankündigungen. Vielleicht brauchen wir eine andere Politik? Aber das ist ein anderes Thema.

Seit 2011 hat sich das Rad der Wissensgesellschaft mit gewaltiger, für viele Menschen zu gewaltiger, Geschwindigkeit weitergedreht. Die Arbeitswelt hat sich in diesen zehn Jahren drastisch verändert. Der Digitalisierungsschub hat nahezu alle Lebens-, Arbeits- und Lernbereiche durchdrungen. Es braucht vermutlich eine neue Strategie für das lebenslange Lernen. Eine kurze, eine knappe Strategie - an der verbindlich gearbeitet und in der Umsetzung gelernt wird. Weniger ist - auch hier - vermutlich mehr.

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• Alexandra Mantler