APA/DPA/ARMIN WEIGEL
Radiokolleg - Risikofaktor Alter
Wenn Hilfe zur Selbsthilfe nicht mehr reicht (4). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek
24. Juni 2021, 09:05
Von Marketingstrategen und Lifestyle Beratern wir das Alter als Marktlücke entdeckt. Beworben werden die jungen Alten: unternehmungslustig, mit guten Pensionen ausgestattet, die als Weltenbummlern den Konsum teurer Luxusprodukte ankurbeln. Diese sind allerdings in der Minderheit. Denn viele ältere und alte Menschen leben an der Armutsgrenze. Nach der Pensionsreform 2004 wurde zwar eine Angleichung der unterschiedlichen Pensionssysteme in Österreich versucht.
Doch die lebenslangen Durchrechnungszeiträume, die für das individuelle Pensionskonto herangezogen werden, führen dazu, dass vor allem Frauen mit niedrigen Pensionen aussteigen. Viele von ihnen wählten eine Teilzeitbeschäftigung, um Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bringen. Das Fazit ist drohende Altersarmut. Vor allem dann, wenn die Frauen geschieden sind oder alleinerziehend waren. Ein weiterer Belastungsfaktor sind die steigenden Immobilienpreise.
Altengerecht ausgestatteter Wohnraum ist Mangelware und teuer. Alternative Konzepte sind darum gefordert. Doch die Wartelisten in betreuten Altenwohngemeinschaften sind lang. Für viele Menschen ungelöst ist auch die Frage, was wird, wenn sie gebrechlich sind und pflegebedürftig werden. Nur 20% der alten Menschen werden in Heimen betreut. Die überwiegende Mehrheit ist auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen. Doch die leben nicht immer vor Ort und müssen mobile Pflegedienste einschalten, um die Betreuung der alten Mutter, des alten Vaters zu gewährleisten.
Altersarmut und Pflegenotstand sind strukturelle Mängel, die nur auf politischer Ebene behoben werden können. Um diesen Notstand zu mildern, haben sich zahlreiche Initiativen gebildet. Altenwohngemeinschaften, Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen initiieren Kooperationen, in denen sich auch mit bescheidenen Mitteln gut haushalten lässt. Selbsthilfegruppen, Gesundheitsbuddys, Nachbarschaftsprojekte ergänzen die Angebote. Das Ziel ist es, auch mit geringen finanziellen Möglichkeiten ein gutes Leben zu führen. Gemeinsam statt einsam ist das Anliegen dieser Initiativen.
Service
Kostenfreie Podcasts:
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Markus Deggerich, Susanne Weingarten (Hg) "Die Eltern im Alter begleiten". Planen, helfen, pflegen - und sich selbst vor Überforderung schützen. Deutsche Verlagsanstalt 2019
Gerd Dressl, Edith Auer u.a. (Hg) "Who Cares" Hospizverlag 2020
Käte Meyer-Drawe, "Illusionen von Autonomie. Diesseits von Ohnmacht und Allmacht des Ich." B.Kirchheim Verlag 2001
Maximiliane Schaffrath, "Systemrelevant. Hinter den Kulissen der Pflege." Hirzel Verlag 2021
Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung Graz
Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien
Ilse Arlt Institut für Inklusionsforschung, FH St. Pölten
Interessensgemeinschaft Pflegende Angehörige
Projects - Anne Basting
Care Consulting Salzburg
Österreichische Pflegezeitschrift
Sorgenetz
Prävenire Gesundheitsforum