ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Ö1 Hörspiel
"Der Rosenkavalier" - ohne Richard Strauss
"Der Rosenkavalier". Von Hugo von Hofmannsthal. Bearbeitung: Chris Pichler und Renate Pittroff. Mit Julia Stemberger (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg/Annina), Robert Meyer (Baron Ochs auf Lerchenau), Chris Pichler (Octavian), Leonie-Carolina Adam (Sophie), Christoph Wagner-Trenkwitz (Erzähler/Herr von Faninal/Notar/dramaturgische Exkurse). Musik: Toni Burger und Christian Kapun. Ton: Martin Leitner und Manuel Radinger. Regie: Renate Pittroff (ORF 2016)
26. Juni 2021, 14:00
"Der Rosenkavalier" von Richard Strauss gilt als eine der erfolgreichsten Opern aller Zeiten und war bereits bei der Erstaufführung am Dresdner Opernhaus im Jahr 1911 ein Kassenschlager. Hofmannsthals berühmt gewordenes Libretto besitzt ungewöhnliche literarische Eigenständigkeit. Inhaltlich und formal an der Commedia dell'arte orientiert, gelingt es Hofmannsthal, der im Wiener Rokoko angesiedelten Komödie einen anachronistischen Anstrich zu verpassen. "Es ist viel mehr von der Vergangenheit in der Gegenwart, als man denkt", wird Hofmannsthal später über den "Rosenkavalier" schreiben.
Herausragend ist die Figur der Marschallin. Sie ist nicht nur das in sich ruhende Gravitationszentrum des von verschiedenen Täuschungen durchzogenen Handlungsgerüsts, ihre komplexe Charaktergestaltung spannt auch einen eindrucksvollen Bogen vom Barock in die Moderne. Auf der einen Seite verweist die Marschallin in ihrem berühmten Monolog, irritiert durch die langsam sichtbar werdenden Spuren ihres Alters, eindeutig auf das barocke Vanitas-Motiv. Der Umgang, den sie für sich mit den Zeichen der Zeit und deren Konsequenzen findet, ist jedoch andererseits ein überraschend moderner, fast schon feministischer.
Die Hörspiel-Adaption der Regisseurin Renate Pittroff versucht auf vielfältige Weise, uns die Welt des "Rosenkavaliers" - auch ohne die Musik von Richard Strauss - näherzubringen.
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