Feuchtfröhliches von Herbert Maurer

28. Juni 2021, 06:56

Guten Morgen! Sind Sie heute schon getauft? Für die westlichen Kirchen bei uns ist die Taufe mit den paar Tropfen Wasser nichts anderes als eine Katzenwäsche. Ganz im Gegensatz zur Orthodoxie: Da wird das Abenteuer Leben oder Überleben zwischen Todesangst und Auferstehung ziemlich lebensecht inszeniert. Das Taufkind hat keine Schwimmflügerl und keine Taucherbrille und darf - ein bissl - ertrinken, gehalten von den Armen des Priesters.

Im Erwachsenenleben üben wir das Ertrinken auch "ein bissl", in welcher Form auch immer, jeder auf seine Art: Wir ertrinken im Geld, in Schulden, im Bier, in Wodka oder Mineralwasser, wir ertrinken im Pool der schönsten aller Freundinnen, in der Badewanne - und das alles, obwohl wir doch schwimmen können.

Bei der Taufe der orthodoxen Kirche wird zuvor kein Schwimmkurs angeboten, für die Wiederbelebung am Rande des Tauf-Swimmingpools ist einzig und allein Gott zuständig, und der macht seine Sache gut. Es ist auch nicht überliefert, dass ein Priester seinem Täufling ins Taufbecken nachspringen musste. Die kleinen Menschen sind in guten Händen, in besseren Händen als zuweilen die Erwachsenen in ihren stylishen Badehosen oder gewagten Bikinis, wenn sie im Geld oder im Bier schwimmen oder auch ziemlich auf dem Trockenen sind.

Aber selbst der kleinste Tropfen Wasser, ob Hochquellwasser oder das destillierte Wasser des Heiligen Geistes oder die schlammige Brühe der Wolga, dort, wo sie am tiefsten ist, erinnert an dieses Abenteuer des Ertrinkens und wieder Auftauchen-Könnens. Und nach dem Auftauchen, nach dem Aufwachen, schwimmen wir in den Morgen. Guten Tag!

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Gestaltung

• Alexandra Mantler