Feuchtfröhliches von Herbert Maurer

29. Juni 2021, 06:56

Nicht jeder, der sich duscht, denkt gleich an Hitchcock und den Tod im Morgengrauen, nicht jeder muss gleich schreien und sterben - mit oder ohne Dauerwelle. Duschen kann auch schön sein, wirklich schön - so wie der Regen am Amazonas, solange der nicht ausgetrocknet ist oder der Regen im Wienerwald, solange der Kahlenberg nicht in Flammen steht oder der Regen für unseren Stammvater Noah in seiner Arche. Jener Noah, der in armenischer Tradition als "erster Installateur Gottes", der Erfinder der Dusche gewesen sein soll.

Regen ist seit jeher nicht nur ein Wetterphänomen, sondern auch ein Zeichen der Versöhnung zwischen Himmel und Erde, so manches wird uns abgewaschen, so manches rinnt an uns herunter, der Regen ist das Ende des Wartens, des Durstig-Seins, Regen bedeutet - by the way - auch Fruchtbarkeit.

Deshalb ist der Dusch-Regen jenseits der Panik und jenseits der Katastrophen und jenseits der Problemchen - einfach erfrischend und geil. Unter den nackten Füßen wachsen irgendwelche Ideen, in den Haaren sprudelt etwas Leichtes, aus den Augen werden die nachtschwarzen Träume gespült, die Muskeln werden lebendig, auf der Haut prickelt so etwas wie die Lust auf den Tag.

Bei aller Romantik dürfen wir aber eines nicht übersehen: Es gibt keine Dusche ohne Installateur, keine Romantik ohne Technik, kein tolles Feeling ohne Klugheit, kein Setting ohne gutes Skript. Ausnahmsweise sollten wir also unter der Dusche nicht nur an Hitchcock denken oder an Noah, der ja mit dem Regen auch so seine Erfahrungen gemacht hat, sondern auch an die Herren und Damen der Schöpfung, die uns den Segen der Dusche möglich machen - unter dem Motto des Stammvaters Noah, nach der glücklichen Landung auf dem Berg Ararat, jenseits der Sintflut unter der Dusche: Regen ist Segen, wenn wir uns mögen. Und duschen. Guten Morgen!

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler