Praxis - Religion und Gesellschaft

Care-Berufe: Klatschen statt zahlen

Frauen verlangen: Mehr für Care +++ Kanada: Bischöfe betroffen über Leichenfunde +++ Yoga und Hindu-Nationalismus +++ Niederländischer Ethiker Theo Boer über Sterbehilfe

1. Frauen verlangen: Mehr für Care

Pflegekräfte, Kindergartenpädagoginnen, Einzelhandelsverkäuferinnen - Systemerhalterinnen wurden sie während der Corona-Pandemie genannt und beklatscht. Meist wird diese Care-Arbeit von Frauen geleistet und meist sind diese Jobs schlecht bezahlt. "Mehr für Care" verlangt darum ein höchst vielfältiges Netzwerk von Frauenorganisationen, dem die Gewerkschaftsfrauen, die globalisierungskritische NGO Attac und die KPÖ-Frauen ebenso angehören wie die Katholische Frauenbewegung und die Evangelische Frauenarbeit. Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Angelika Ritter-Grepl, stellt fest, berufliche Care-Arbeit werde deshalb so unterbewertet, weil sie "den Geruch hat, das entspreche den natürlichen Begabungen der Frauen und da Frauenarbeit grundsätzlich mindergeschätzt wird, wirkt sich das in der Bezahlung ebenso aus wie in den Arbeitsbedingungen". Die Ökonomin Elisabeth Klatzer von Attac bringt konkrete Vorschläge zur Finanzierung: Die Reduzierung von Förderungen für umweltschädliche Wirtschaftsbereiche und eine verbesserte Unternehmensbesteuerung würden genug Geld bringen, um damit eine gerechtere Entlohnung im Care-Bereich zu ermöglichen. Diese sei nämlich durchaus leistbar, es sei nur eine Frage des politischen Willens, sind sich die Frauenorganisationen einig. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner


2. Kanada: Bischöfe betroffen über Leichenfunde

Wenige Wochen nach dem Fund der Leichen von 215 Kindern in einem früheren katholischen Internat für indigene Kinder im kanadischen Kamloops sind nun in Kanada weitere Gräber gefunden worden: Vertreter der ethnischen Gruppe der Cowessess haben mitgeteilt, dass Ermittler auf dem Grundstück der früheren katholischen Marieval Indian Residential School in der zentralkanadischen Provinz Saskatchewan die Überreste von Verstorbenen in 751 nicht markierten Gräbern gefunden hätten. In Einrichtungen wie diesen waren Söhne und Töchter aus indigenen Familien zumeist zwangsweise untergebracht, um sie im Auftrag des kanadischen Staates an die "christliche Zivilisation" heranzuführen. Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat sich für die "schädliche" Politik der erzwungenen Assimilation entschuldigt und fordert auch Papst Franziskus zu einer Entschuldigung auf. In Kanada sind inzwischen mehrere Kirchen angezündet worden. Aus Kanada berichtet ARD-Korrespondent Peter Mücke.

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3. Yoga und Hindu-Nationalismus

Jedes Jahr am 21. Juni wird er weltweit gefeiert: der Internationale Tag des Yoga oder Weltyogatag. Initiiert von der indischen Regierung, proklamiert von den Vereinten Nationen. Yoga, die alte indische Tradition, ist heute ein globaler Trend und ein Massenphänomen. In Deutschland beispielsweise praktizieren mittlerweile knapp zehn Millionen Menschen häufig oder ab und zu die Meditations- und Körperübungspraxis. Und seit einiger Zeit beschäftigt sich auch die Wissenschaft intensiver mit diesem Phänomen. Auch mit seinen Schattenseiten. Denn Yoga ist nicht nur Mittel und Weg zur Entspannung und zum inneren Frieden, sondern für Hindu-Nationalisten in Indien und weltweit auch ein politisches Instrument. Der indische Premierminister Narendra Modi ist selbst bekennender Yogi mit YouTube-Kanal. Kerstin Tretina über die liebste Soft Power der Hindu-Nationalisten.


4. Niederländischer Ethiker Theo Boer über Sterbehilfe

Noch vor dem Sommer soll in Österreich die Gesetzesänderung zum Thema Sterbehilfe kommen. Der Verfassungsgerichtshof hatte ja vergangenen Dezember das Verbot der "Hilfeleistung zum Suizid" für verfassungswidrig erklärt, da es gegen das Recht auf Selbstbestimmung verstoße. Wie wird das neue Gesetz aussehen? Die "Österreichische Gesellschaft für ein humanes Lebensende" hofft auf eine größtmögliche Liberalisierung, die Ärztekammer, prominente Psychotherapeutinnen, Psychiater, Vertreter des Hospizwesens und vor allem religiöse Institutionen sind weiterhin gegen jede Form der "Sterbehilfe". Der holländische protestantische Ethiker Theo Boer, ehemals Befürworter der sehr liberalen Gesetzgebung in den Niederlanden und langjähriges Mitglied des staatlichen "Euthanasieprüfungsausschusses" war vor kurzem in Wien. Maria Harmer hat mit dem Professor für Ethik und Gesundheitsvorsorge an der Universität Groningen gesprochen.

Service

Mehr für CARE
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Tao 12.6.2021: "Indische Tradition und globaler Trend", Teil 1
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ORF-Schwerpunkt Sterbehilfe
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Trinity International University: Theo A. Boer

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