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ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Drei Spielarten der Medienmacht

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

Der Verleger Horst Pirker und der frühere Chronik-Ressortleiter der "Kronen Zeitung", Thomas Schrems, haben die Diskussion über Regierungsinserate in Österreich wieder angeheizt. Die Kritik ist nicht neu: die Politik kaufe sich über Inseratenvergabe nach Gutdünken reichweitenstarke Medien. Es ist eine Frage der Macht - und die entscheidet in knapp sechs Wochen auch über den nächsten ORF-Chef. #doublecheck hat mit dem amtierenden und bisher einzigen Bewerber, Alexander Wrabetz, gesprochen. Und sich eine andere, heiß umstrittene Machtfrage angeschaut: Gendern in der Berichterstattung, ja oder nein? Und wenn ja: wie?

Böses Wort Inseratenkorruption

Die Proponenten des anlaufenden Volksbegehrens für den Rechtsstaat und gegen Korruption bringen es auf den Punkt: Sie wenden sich unter anderem gegen "Inseratenkorruption", also die freihändige und letztlich wettbewerbsverzerrende Vergabe von vielen Millionen Euro durch öffentliche Stellen in der Erwartung positiver Berichterstattung. Was hinter den Kulissen der größten Boulevard-Zeitung des Landes in der Hinsicht abläuft, schildert der frühere "Krone"-Mann Thomas Schrems. Und der Verleger Horst Pirker ruft nach gesetzlichen Kriterien für die Vergabe von Inseratengeldern oder deren völligen Stopp. Pirker hat sich schon früher gegen die "Alimentierung" der Boulevard-Riesen durch die Politik gewehrt, jetzt hat er sich konkret mit dem Finanzministerium angelegt. Das Medienhaus Wien liefert brandaktuelle Zahlen zur Frage, wer im förderungsreichen Corona-Jahr am meisten von öffentlichen Inseraten profitiert hat.

Vorsichtige Worte des Wrabetz
Wird die Kanzlerpartei ÖVP ihre klare Mehrheit im Stiftungsrat einsetzen, um Alexander Wrabetz nach drei Amtsperioden - das waren fünfzehn Jahre - als ORF-Generaldirektor loszuwerden? Diese Macht-Frage beschäftigt die Medienszene noch immer. Am 30. Juni hat die Bewerbungsfrist begonnen, außer Wrabetz selbst hat sich bisher niemand aus der Deckung getraut. Stefan Kappacher hat Wrabetz für #doublecheck gefragt, wie siegessicher er sich ist und ob er gegen einen internationalen Manager bestehen würde, sollte sich einer bewerben. Auf die Frage nach Absprachen mit den Landeschefs, um die Stimmen von deren Stiftungsräten zu bekommen, bleibt Wrabetz vage. Und er will mehr Frauen in die hohen ORF-Führungspositionen bringen - sagt aber nicht, wie viele.

Krieg um Wörter und Sternchen

Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen bemühen sich jetzt um eine geschlechtergerechte Sprache in der Berichterstattung - und sie begeben sich damit auf gefährliches Terrain. Wenige Fragen sind so umstritten wie jene, auf welche Weise Frauen künftig nicht mehr nur mitgemeint, sondern angesprochen werden sollen. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft, die Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache anzuerkennen, geht es auch um Verständlichkeit und unterschiedliche Anforderungen in Zeitungstexten, Radiobeiträgen oder TV-Moderationen. Die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak ist gegen Dogmen, aber ganz klar für den Bewusstseinswechsel: Der Widerstand gegen das Gendern in der Sprache sei nur ein Ausdruck davon, dass man über das "Eingemachte" - wie Gewalt gegen Frauen und schlechtere Bezahlung - nicht diskutieren wolle.

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