Wie Gandhis Widerstand Mandela inspirierte

3. Juli 2021, 19:05

Gandhi, einer der Befreier Indiens vom kolonialen Joch der Briten, ist in Südafrika zum antikolonialen Revolutionär sozialisiert worden. Als Inder mit südafrikanischer Staatsbürgschaft entwickelte der Rechtsanwalt - unter dem Eindruck der Unterdrückung und rassistischer Diskriminierung - seine Strategie des gewaltlosen Widerstands, die zahlreiche antikoloniale und antirassistische Bewegungen auf der ganzen Welt und insbesondere auch den Anti-Apartheid-Kampf Nelson Mandelas inspirierte.

Satyagraha ist ein aus den Hindu-Religionen stammendes Konzept, das wörtlich mit "Wahrheitskraft" oder "Kraft der Seele" übersetzt werden kann. Die Idee beruht darauf, durch eigene Gewaltlosigkeit, Nicht-Kooperation und die Bereitschaft, Leiden auf sich zu nehmen, die Vernunft und das Gewissen des unterdrückerischen Gegners anzusprechen. Satyagraha wird oft mit Ahimsa (Gewaltfreiheit) und mit passivem Widerstand verwechselt. Tatsächlich ist es vielmehr eine aktive Haltung des zivilen Widerstands, die die Konsequenzen - beispielsweise die Inhaftierung wegen Nichtbezahlung von Steuern, Boykott von Gerichten oder des Verbrennens rassistisch diskriminierender Ausweise - friedlich erduldet.

Nach Gandhi strebt ein Satyagrahi danach, ein vollständig perfekter Mensch zu sein. Mit Methoden der Nicht-Zusammenarbeit, des Fastens und des zivilen Ungehorsams versucht der Satyagrahi das Ziel einer egalitären, gerechten und demokratischen oder partizipativen Ordnung zu erreichen.

Nelson Mandela bezeichnete Gandhi in einem Beitrag für das TIME-Magazine (1999) als "Heiligen Krieger": "Sowohl Gandhi als auch ich erlitten koloniale Unterdrückung, und wir beide mobilisierten unsere jeweiligen Völker gegen Regierungen, die unsere Freiheiten verletzt haben ... Ich folgte der Gandhi-Strategie so lange, wie ich konnte, aber dann kam ein Punkt in unserem Kampf, als wir der brachialen Gewalt des Unterdrückers nicht mehr mit passivem Widerstand allein entgegentreten konnten".

Johannes Kaup hat eine Forschungsgruppe am Stellenbosch Institute for Advanced Studies in Südafrika besucht und sie zu ihren Ergebnissen und Schlussfolgerungen für aktuelle Konfliktsituationen befragt.

Sendereihe

• Tao

Gestaltung

• Johannes Kaup