AFP/ELVIS BARUKCIC
Punkt eins
Srebrenica: Die Gegenwart der Vergangenheit
Der Genozid von Srebrenica und seine Folgen
Gast: Prof. Dr. Marie-Janine Calic, Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Moderation: Natasa Konopitzky.
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15. Juli 2021, 13:00
Vor 26 Jahren fand in Srebrenica das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Zwischen dem 11. und dem 19. Juli 1995 wurden während des Bosnienkrieges mehr als 8.300 Bosniaken von bosnisch-serbischen Truppen ermordet, größtenteils Buben und Männer. Das Kriegsverbrechen wurde von der UN als Genozid klassifiziert.
Die Truppen des bosnisch-serbischen Generals Ratko Mladic vergruben die Leichen in verschiedenen Massengräbern. Die Identifizierung der Opfer läuft bis heute. Mehr als 1.000 Menschen gelten noch immer als vermisst. Letzten Sonntag wurden die Überreste von 19 kürzlich identifizierten Opfern des Genozids beerdigt.
Die Hauptverantwortlichen für das Massaker, der ehemalige Präsident der Republik Srpska, der bosnisch-serbische Politiker Radovan Karadzic und sein Armee-Oberbefehlshaber General Ratko Mladic wurden vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu lebenslangen Strafen verurteilt. Das Urteil gegen Ratko Mladic wurde Anfang Juni 2021 bestätigt.
Der Umgang mit der Vergangenheit spaltet die Bosniaken und die Serben bis heute. Für die bosnischen Muslime sind die Verbrechen von Srebrenica eine offene Wunde. Die Hinterbliebenen drängen auf die Aufarbeitung der Geschichte. Das Parlament in Belgrad hat sich zwar entschuldigt und den Opfern sein Mitgefühl ausgesprochen, aber die Politiker sehen die Kriegsverbrechen in Srebrenica nicht als Genozid an. Für viele Serben ist Ratko Mladic ein Held.
Was für ein Minenfeld die Ereignisse in Srebrenica vor 26 Jahren bis heute darstellen, zeigt sich anhand des Oscar-nominierten Films "Quo vadis, Aida?", der seit kurzem in den österreichischen Kinos zu sehen ist. Der Film thematisiert den Genozid. Die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic erhielt keine Drehgenehmigung in Srebrenica. Der Film wird wahrscheinlich nie in Serbien gezeigt werden und die Serbin, die die Hauptrolle spielte, wurde für ihre Mitwirkung an dem Film mit dem Tod bedroht.
Wie konnte Mitte 1995 so ein Verbrechen in Europa passieren? Hat die internationale Gemeinschaft versagt? Welche Auswirkungen hat der Genozid? Wie könnte eine Erinnerungspolitik aussehen, die zu einem Versöhnungsprozess beiträgt? Wie stabil ist der Frieden in Bosnien-Herzegowina?
Über diese Fragen spricht die Historikerin Marie-Janine Calic als Gast bei Natasa Konopitzky in Punkt eins.
Sie können mitreden: Unter 0800 22 69 79. Kostenlos aus ganz Österreich oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at
Service
Buchempfehlungen:
Marie-Janine Calic: Südosteuropa: Weltgeschichte einer Region. C.H.Beck, 2019
Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H.Beck, 2014
Filmempfehlung:
Quo Vadis, Aida?, Spielfilm AT/BX/RO/PL/FR/NL/DE 2020 von Jasmila Zbanic
Sendereihe
Gestaltung
- Natasa Konopitzky
Playlist
Komponist/Komponistin: Tihomir Hojsak
Titel: Moj Dilbere/rm
Gesamttitel: Zrinka Posavec pantomima - sevdah & panonika; zT unterlegt
Solist/Solistin: Zrinka Posavec
Länge: 02:10 min
Label: HDS/BIEM - (P)&(C) 2016 Mast Produkcija
CDMast 004
Komponist/Komponistin: Tihomir Hojsak
Titel: Lijepi li su mostarski ducani/rm
Gesamttitel: Zrinka Posavec pantomima - sevdah & panonika; zT unterlegt
Solist/Solistin: Zrinka Posavec
Länge: 03:00 min
Label: HDS/BIEM - (P)&(C) 2016 Mast Produkcija
CDMast 004
Komponist/Komponistin: Zvjezdan Ruzic
Titel: Stade se cvijece rosom kititi/rm
Gesamttitel: Zrinka Posavec pantomima - sevdah & panonika; zT unterlegt
Solist/Solistin: Zrinka Posavec
Länge: 02:20 min
Label: HDS/BIEM - (P)&(C) 2016 Mast Produkcija
CDMast 004