Bewaffneter Polizist in Südafrika

AP/SHIRAAZ MOHAMED

Punkt eins

Vandalismus, Plünderungen, Tote - Was ist los in Südafrika?

Hintergründe einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft
Gast: Univ.-Prof. Dr. Stefanie Lemke, Leiterin des Instituts für Entwicklungsforschung an der Universität für Bodenkultur Wien
Moderation: Andreas Obrecht
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, E-Mails an punkteins(at)orf.at

In den letzten zwei Wochen haben erschütternde Bilder und Nachrichten aus der Republik Südafrika die Weltöffentlichkeit erreicht - von den schwersten Unruhen seit Ende der Apartheid. Diese haben bislang mehr als 200 Menschen das Leben gekostet, hunderte Einkaufszentren und Geschäfte sind geplündert, aber auch Infrastrukturen wie Mobilfunktürme, Wasseraufbereitungsanlagen und Verteilungszentren von Apotheken sind zerstört worden. Wut und Verzweiflung haben sich sturmwellenartig entladen.

Südafrika ist auch nach der Befreiung von der Apartheid - durch ein Referendum 1992 und die ersten freien Wahlen 1994 - ein zutiefst gespaltenes Land geblieben, in dem Armut und Hunger neben Reichtum und Überfluss existieren, und die Hautfarbe nach wie vor über Lebenschancen bestimmt. Entzündet haben sich die aktuellen Unruhen anhand des Haftantritts des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma, dem Korruption und eine Reihe anderer Delikte zur Last gelegt werden. Zuma habe, so die politische Interpretation der Ereignisse, schon im Vorfeld seine Unterstützer aufgefordert, gezielt Angriffe auf öffentliche Einrichtungen durchzuführen. Verarmte, wütende und auch durch die Covid-19-Krise geschwächte Menschen hätten sich dann der politisch geschürten Gewalt angeschlossen.

Stefanie Lemke hat seit 1997 viele Jahre lang in der Republik Südafrika gelebt und geforscht, und leitet seit April dieses Jahres das Institut für Entwicklungsforschung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Wissenschaftlich beschäftigt sie sich derzeit vor allem mit der Nahrungs- und Ernährungssicherheit von Kleinbauern und Farmarbeitern in Südafrika, dem Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Versorgungslage im Kontext urbaner Landwirtschaft während der Covid-19-Lockdowns in Kapstadt. Für sie stellt sich die Situation weniger als ein gezieltes politisches Manöver denn als verzweifelter Ausdruck einer zutiefst gespaltenen, auch in breiten Schichten verarmten Gesellschaft dar. Stefanie Lemke ist zu Gast bei Andreas Obrecht.

Sind die Hoffnungen, die mit dem Ende der Apartheid in die "Regenbogennation" gesetzt wurden, grundlegend enttäuscht worden? Welche Rolle spielt Nelson Mandela heute für jene, die keine persönlichen Erinnerungen an das Unrechtsregime Apartheid haben? Wie hängen ethnische mit ökonomischen Konflikten zusammen? Was bedeutet Armut im afrikamischen Kontext und was sind die sozialen Folgen von Mangel- und Unterernährung?

Die Redaktion freut sich über Ihre Beteiligung am Gespräch: Rufen Sie an und diskutieren Sie mit, telefonisch unter 0800 22 69 79, oder schreiben Sie uns ein E-Mail an punkteins@orf.at.

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Miriam Makeba & Jerry Ragovoy
Titel:
Kwazulu (In the Land of the Zulus)
Ausführender/Ausführende: Miriam Makeba
Länge: 02:33 min
Label: RCA

Komponist/Komponistin: Hugh Masekela
Titel: U-Dwi (instr.)
Ausführender/Ausführende: Hugh Masekela
Länge: 03:11 min
Label: Emporio

Urheber/Urheberin: Johnny Dyani
Titel:
Angolian Cry
Ausführender/Ausführende: Jonathan Crossley
Länge: 05:26 min
Label: Select Musiek

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