Noten, RSO-Orchester

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Radiokolleg - Nobody's perfect

Wie mit Scheitern umgehen? (2). Gestaltung: Tonmeisterstudent Jakob Kainz von der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien in Zusammenarbeit mit Tonmeisterstudent Anton Vertipolokh und Hans Groiss

Perfektion ist ein Ziel, das Menschen motivieren kann. Andererseits entspricht Perfektion kaum der Natur des Menschen und der Welt, daher ist sie in der realen Welt absurd, in der Kunst subjektiv, aber auf jeden Fall fesselt sie zur Kreativität.
Im Konzert oder bei Performances steht die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund. MusikerInnen müssen richtig spielen und dabei Emotionen zeigen - dabei darf kein Fehler passieren, glauben die Künstler auf der Bühne. Das Publikum ist weniger streng, wenn die Aufführung nicht 100%ig perfekt war. Viel eher geht es um überspringende Leidenschaft.

Bei einer Komposition stehen die Meinungen von musikaffinen Menschen im Mittelpunkt. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, deshalb gibt es keine "perfekte" Komposition. Es gibt aber Kompositionen die gewisse Parameter oder Regeln perfekt erfüllen, das heißt aber nicht, dass sie auch jedem und jeder gefallen.
Nicht immer, aber oft ist Perfektionismus etwas Übertriebenes. Manchmal motiviert eine solche "Superaufgabe" nach dem Prinzip: "Wenn du auf den Mond willst, ziele auf entfernte Sterne". In der Praxis nimmt Perfektion jedoch oft zu viel Zeit und Energie in Anspruch - und macht das künstlerische Schaffen einseitig. Ob jemand Konzertmeister bei den Wiener Philharmonikern ist oder ein Kind die Großeltern beim Klassenabend in der örtlichen Musikschule begeistern will, macht wohl einen Unterschied. Musikproduktion lebt auch vom Perfektionismus. Die Digitalisierung hat zu einer Sucht nach sterilem Klang geführt - wir hören sofort, wenn etwas ungenau gesungen und nicht digital nachgebessert wurde. Unsere Ohren wurden umerzogen.

Aber auch Scheitern ist essenziell beim Lernen. Musiker/innen ist Frust nicht fremd: Vor der Kür kommt die Pflicht, ist das Motto. Wird dieses Streben nach Erfolg und Erfüllung zum selbstauferlegten Stress oder kommt der eigentliche Druck erst dann, wenn sich KünstlerInnen mit anderen vergleichen? Wettbewerbe, Social Media und Homestudio machen das Musikerleben nicht leichter. Wie viele Mozarts und Rolling Stones vegetieren glücklich in ihren Kellerstudios? Welcher absolute Superstar ist nicht auf irgendeine Art und Weise schon gescheitert? Das Streben nach absoluter Perfektion in der Musik inkl. dem Business dahinter, führt bei vielen prominenten Musikern zu psychischen Erkrankungen und selbstzerstörerischem Verhalten wie Sucht oder Suizid.

"Was mich nicht umbringt, macht mich stärker" ist ein Zitat des Philosophen Friedrich Nietzsche. Für den Prozess des Scheiterns bedeutet das: solange kein irreparabler Schaden entstanden ist, kann gestärkt aus einer Krise herausgegangen werden.

Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fragen gemeinsam mit Radiojournalist Hans Groiss bei Perfektionist/innen nach, überdenken mit Philosoph/innen, analysieren mit Gescheiterten und suchen Lösungsansätze mit Psycholog/innen.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann MJ Redl
Titel: Thoughts
I: Light The Unknown
Länge: 00:25 min
Label: Manuskript

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Fuga in F#Major, BWV 858
I: Denys Proshayev
Länge: 00:15 min
Label: Manuskript

Komponist/Komponistin: Ben Sidren
Titel: Too Many People
I: Ben Sidren
Länge: 00:15 min
Label: Manuskript

Komponist/Komponistin: OSKA
Titel: Lousy T-Shirt
I: OSKA
Länge: 00:07 min
Label: Manuskript

Komponist/Komponistin: Stu Mackenzie
Gesamttitel: MPN Neuheiten KW 5 - 2021
Titel: O.N.E.
Ausführende: King Gizzard & the Lizard Wizard /Gesang m.Begl.
Länge: 00:17 min
Label: Universal/Caroline (Promo)

Komponist/Komponistin: Pete Ham
Titel: Perfection
I: Badfinger
Länge: 01:03 min
Label: Apple

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