Olympia hält uns den Spiegel vor

3. August 2021, 13:00

Der Sommer ist wieder geprägt von sportlichen Großevents, und die Gesellschaft ist sich im zweiten Corona-Jahr vielleicht bewusster denn je, was ihr solche Veranstaltungen des Spitzensports bedeuten. Wer aber meinte, dass sie sich eignen, um gesellschaftspolitischen Konflikten für eine Weile zu entfliehen, musste zwangsläufig enttäuscht werden. Im Gegenteil: Viele, wenn nicht alle offenen Diskussionen der Gesellschaft manifestieren sich in Fußball-EM und jetzt bei den olympischen Spielen wie in einem Brennglas.
Die Turnerin Simone Biles hat mit ihrem überraschenden Rückzug von den Wettkämpfen bei den Spielen den Leistungs- und Erwartungsdruck thematisiert und nicht zuletzt eine Debatte darüber ausgelöst, wem Spitzensportler*innen und ihre Leistungen eigentlich "gehören". Sexismus, Rassismus, Nationalismus und geopolitische Konflikte sind im Sport allgegenwärtig; ebenso die Schwierigkeiten von transgender Personen sowie Menschen mit Behinderung, wenn sie ihren Platz in der Gesellschaft einfordern.
Nicht zuletzt haben die größten Sportereignisse der Welt auch enormes wirtschaftliches Gewicht, sagt der Sportwissenschaftler Martin Schnitzer, der unter anderem über Psychologie und Soziologie des Sports und speziell über die Abhaltung von sportlichen Großveranstaltungen forscht.
Dass die Beziehung zwischen Sport und Gesellschaft mehr erforscht und diskutiert gehört, findet auch die ehemalige Spitzensportlerin Nicola Werdenigg, die sich für Menschenrechte und für die Selbstbestimmung von Athleten und Athletinnen engagiert.
Hörerinnen und Hörer sind wie immer eingeladen, sich mit ihren Fragen, Beobachtungen und Berichten am Gespräch zu beteiligen - telefonisch unter 0800 22 69 79, kostenfrei innerhalb Österreichs, oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

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