Ein Ausschnitt aus dem Video: "Der Lauf der Dinge".

PETER FISCHLI/DAVID WEISS

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Fischli/Weiss, Gerhard Rühm, Atta Kwami, Kiki Kogelnik (1). Gestaltung: Barbara Eder, Thomas Mießgang, Christine Scheucher

Peter Fischli & David Weiss - Virtuosen des bewegten Stillstandes
"Der Lauf der Dinge", ein Film des Schweizer Künstlerduos Fischli & Weiss, wurde bei der documenta 8 im Herbst 1987 zum spontanen Publikumserfolg. Die Arbeit zeigt einen ununterbrochenen Bewegungsprozeß, bei dem Werkstoffe chemisch und physikalisch miteinander interagieren. Am Ende der Reaktionskette steht jedoch nichts Neues, sondern schlechterdings das Nichts.

Inverse Welt- und Wertschöpfungsprozesse dieser Art sind bezeichnend für die Outputs von Rube-Goldberg-Maschinen, benannt nach dem amerikanischen Comiczeichner und Ingenieur Rube Goldberg. Peter Fischli und David Weiss verbindet mit diesem vor allem das Denken in räumlichen Sequenzen: Sie deplatzieren Alltags- und Gebrauchsgegenstände und setzen die verfremdeten Objekte in neue Beziehungen zueinander - egal, ob es sich dabei um Nahrungsmittel, Sandsäcke oder Dynamit handelt.

In ihrem an Dieter Roth angelehnten Frühwerk "Wurstserie" zeigten sie Fotografien von Wurstscheiben aus dem eigenen Kühlschrank, aufgelegt in einem Teppichladen, bei einem Verkehrsunfall und in einer Modenschau, in "Sichtbare Welt" kontrastieren sie Fotos von Schweizer Bergen mit solchen von subtropischen Zonen. Vom ehemaligen Kunstduo ist heute nur noch Peter Fischli übrig, seinen künstlerischen Partner hat er vor zehn Jahren an eine Krebserkrankung verloren. Als ästhetischer Solitär stellt er mit seiner Kunst nach wie vor Fragen an die Welt, die am Ende unbeantwortbar bleiben. Die fragende Form wird selbst zum einzig möglichen Kommentar eines Alltagslebens, dessen Gegenstände im Museum Kunstcharakter erhalten.
Gestaltung: Barbara Eder

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Rube Goldberg: The Art of Rube Goldberg: (A) Inventive (B) Cartoon (C) Genius. Herausgegeben von Jennifer George. New York: Abrams 2013.

Hans Ulrich Reck/Harald Szeemann (Hg.): Junggesellenmaschinen.
Wien: Springer-Verlag 1999.

Thomas D. Trummer (Hg.): Peter Fischli. Bregenz: Kunsthaus Bregenz 2020.

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