Tiefenentspannte Chopin-Nocturnes

18. August 2021, 11:30

Der kanadische Pianist Jan Lisiecki, Jahrgang 1995, war ein Beispiel für die Kategorie "Wunderkind". In der Schule hat er vier Mal eine Klasse übersprungen. Mit 14 hatte er das Angebot für einen Plattenvertrag - und lehnte ab, weil ihn das Label nicht Mozart spielen lassen wollte. Nun ist nach den Etüden (2013) und Werken für Klavier und Orchester (2017) seine dritte Chopin-Einspielung herausgekommen. Teils kernig, auch im Pianissimo noch leuchtend, verträumt und betont gelassen - die einzelnen Charaktere der Nocturnes scheinen hier plastisch voneinander abgehoben.

Lisiecki hat für diese Einspielungen ein Zitat von Chopin als Motto gewählt: "Einfachheit ist das höchste Ziel. Nachdem man eine Unmenge Noten und noch mehr Noten gespielt hat, geht letztlich die Einfachheit als krönender Lohn der Kunst hervor."

Durchwegs langsame Tempi sind vorherrschend. Im Konzert versuche er die Nocturnes schneller zu spielen, sagt Lisiecki, zu leicht sei das Publikum von der Musik abzulenken. Das versenkende Hören zu Hause ist also gewünscht.

Diese Aufnahme entstand in einem legendären Studio, dem Berliner Meistersaal - Alben wie David Bowies "Heroes" wurden hier eingespielt. Lisiecki stand dabei ein wunderbar intonierter Steinway D aus dem Hause des deutschen Klavierbauers Daniel Brech zur Verfügung.

Ebenfalls in dieser Sendung: der dritte Teil aus der Reihe zu Vicco von Bülow alias Loriot. Er hatte eine besondere Liebe für Oper, und da speziell für jene von Richard Wagner. Anlässlich seines bevorstehenden zehnten Todestages hat Marie-Therese Rudolph fünf Beiträge in dieser Woche gestaltet, die sein charmant-witziges Werk beleuchten.

Service

Aktuelle CD
Frédéric Chopin, Complete Nocturnes, Jan Lisiecki, Deutsche Grammophon

Jan Lisiecki
Meistersaal Berlin
New York Times - Jan Lisiecki, Piano's Doogie Howser, Comes of Age With Chopin

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Rainer Elstner