Topsy Küppers erinnert sich an Begegnungen

18. August 2021, 06:56

Er übte auf manche Frauen eine Faszination aus, die weit über die Anziehungskraft, die die "Götter im weißen Kittel" üblicherweise haben, hinaus ging. Erwin Ringel.

Burgschauspielerinnen und Kammersängerinnen verfielen seiner Persönlichkeit, obwohl seine Gehbehinderung und sein Blick à la Sartre keineswegs signalisierte: "Hallo, schaut her, ich bin ein Womanizer!"

Meine Freundin Vera wurde seine Lebensgefährtin. Die Liebe und die Zusammenarbeit an der "Selbstmordverhütungsgesellschaft" verband dieses intelligente und kunstbesessene Paar zutiefst.

Es war bei einer Aufführung der "Salome" in der Wiener Staatsoper. Als Herodes sang: ".ich habe Perlen, Topase . ich habe Opale.", bemerkte ich, dass Ringel Vera ein Etui in den Schoß legte. In der Pause zeigte sie mir den Inhalt. Es waren wunderbare Ohrringe - angefertigt aus Perlen, Topasen und Opalen. "Wow", sagte ich, "das hat aber Stil!"

Ich hatte nicht den Mut meine Gefühle, die stets zwischen Bewunderung und Ablehnung pendelten, offen auszusprechen. Aber mein sechster Sinn hatte mich nicht getäuscht. Der Schritt von der Liebe zur Verzweiflung ist klein. Ich habe hier leider nicht die Zeit, Ihnen die Umstände der Trennung von Erwin Ringel und meiner Freundin Vera zu schildern, und es tut mir jetzt noch weh, wenn ich daran denke, dass diese schöne, gebildete, warmherzige Frau an einem Gründonnerstag in den vierten Stock des Hauses stieg, und sich aus dem Fenster stürzte. Die Mitbegründerin der "Selbstmordverhütungsgesellschaft" überlebte nicht.
Eine Frau, die man nie vergisst .

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler