Abschied von "Rolling Stone" Charlie Watts

25. August 2021, 17:30

Ein bisschen wirkte der elegante Herr im Background der Bühne immer, als ginge ihn der ganze Zirkus nichts an. Stoisch saß er an seinem einfachen Drum-Kit und war doch die integrative Kraft der Band, ihr Rückgrat und ihr Herzschlag. Oder wie Keith Richards es 1979 beschrieb: "Jeder denkt, Mike und Keith sind die Stones. Wenn Charlie an den Drums nicht anstellte, was er eben dort anstellt, dann wäre das alles nicht wahr. Und es stellt sich heraus: Charlie Watts IST die Stones." Mit seinem Tod geht eine Ära zu Ende.

1941 in London geboren, sein Vater fuhr Lastwagen und hatte dasselbe Faible für feine, maßgeschneiderte Anzüge und stilvolles Auftreten. Watts erinnerte sich lebhaft an den ersten Moment - er war 13 oder 14 Jahre alt, sein Freund aus der Nachbarswohnung, Dave Green, war zehn - als er Jazz hörte: Sie legten sich diese Charlie Parker-Platte auf und "Bird" blieb sein Leben lang so etwas wie sein Leitstern ab diesem Moment. Er stellte sich manchmal vor, vor ihm auf der Bühne stünde Charlie Parker mit seiner Band. Dabei liebte er die Stones und hätte um keinen Preis der Welt getauscht. 1964, also kurz nachdem er zu den Stones gestoßen war, veröffentlichte der gelernte Werbegrafiker sogar einen Cartoon zu Ehren seines Idols: "Ode to a High Flying Bird". Er gründete später auch eigene Jazzformationen wie das Charlie Watts Quintett, aber auch die Boogie Woogie Band Rocket 88 oder ABC&D of Boogie Woogie, u.a. mit Jugendfreund Dave Green, der Jazzbassist geworden war, und Pianist Axel Zwingenberger.

Sein Freund Keith Richards streute ihm gerne Rosen: "Bei ihm kommt es weniger darauf an WAS er spielt, als vielmehr WIE er es spielt. Er setzt den Snaredrum-Backbeat an genau die richtige Stelle. Und wenn er auf der Hi-Hat die Ride-Pattern spielt, dann arbeitet er gerade schlampig genug, damit sein eigener Sound vollkommen mit den schmutzigen Gitarrenklängen verschmilzt. Alles was Charlie Watts spielt, ist durchtränkt von seinem Swing-Feeling ... viele Typen haben gute Hände, aber es ist, als würde alles was sie spielen den Bach runter gehen, als würde es niemals abheben. Bei Charlie Watts stellst du plötzlich fest, dass du ein paar Zentimeter über dem Boden schwebst!"

Charlie Watts starb gestern am 24. August friedlich im Kreis seiner Familie im Krankenhaus in London. Er wurde 80 Jahre alt.

Service

Mehr dazu in
ORF.at - Musikwelt trauert um Charlie Watts
fm4.ORF.at - (K)ein Nachruf von Robert Rotifer

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa