Konsumkritik als Opernperformance

5. September 2021, 22:05

Wie verstehen und interpretieren Kinder die abstrakten Begriffe einer komplexen politischen Realität, die ihnen in einer von Erwachsenen dominierten Welt begegnen? Mit der Opernperformance "Conversations: I don't know that word...yet" wirft Dejan Kaludjerovic für den steirischen herbst 21 einen kritischen Blick auf den Einfluss, den Kapitalismus und Konsumdenken auf das Individuum ausüben.

In seinen Arbeiten als bildender Künstler beschäftigt sich Kaludjerovic mit der Frage, wie familiärer Kontext, Bildungssysteme und die Massenmedien die Gesellschaft beeinflussen. Das Verhältnis von Verantwortung und Manipulation ist in diesem Zusammenhang von brisanter Relevanz. Ein penibler Blick auf die Zentriertheit des Bildes in der westlichen Gesellschaft ermöglicht es dem Künstler, Struktur und Mechanismen des Kapitalismus zu reflektieren. Insbesondere die Arbeit mit Kindern als Ikonografen der Unverbildetheit in einer verbilde(r)ten Welt macht den Einfluss von Darstellungsformen auf Identitätsbildung und deren Stabilisierung deutlich.

Kaludjerovics Gemälde, Zeichnungen, Installationen, Objekte und Videos bedienen sich der Methoden des Kopierens, Nachstellens und des Recyclings und brechen in der Simulation von Reproduktion mit dem homogenen Bild des Individuums in einer intakten Welt.

Für den steirischen herbst 21 hat Dejan Kaludjerovic gemeinsam mit der Komponistin und Musikerin Marija Balubdzic, dem Regisseur Bojan Djordjev und der Autorin und Librettistin Tanja Sljivar eine Opernperformance erarbeitet. Die Basis für "Conversations: I don't know that word...yet" ist eine Serie von Gesprächen, die Kaludjerovic seit 2013 mit sechs- bis zehnjährigen Kindern mit unterschiedlichen kulturellen, sozialen und ethnischen Hintergründen führt. Ihre Antworten auf Fragen zu Themen wie Gott, Heimat, Krieg oder Islam werden in Graz in die Form einer modernen Oper mit Popelementen gegossen.

Im Ö1 Festival-Podcast zum steirischen herbst erzählt Dejan Kaludjerovic von der Arbeit an dem Langzeitprojekt, das der Arbeit in Graz zugrunde liegt, wie die Antwort eines Kindes auf eine einfache Frage direkt ins Zentrum von politischen Systemen führen kann, und wie jede Metamorphose eines Projektes eine weitere Erkenntnisebene ermöglicht, für den Künstler und sein Publikum.

Das ausführliche Gespräch von Anna Soucek mit Dejan Kaludjerovic finden Sie im Ö1 Festival-Podcast zum steirischen herbst in der ORF Radiothek und überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Die kollektive Erfahrung der letzten Monate hat die Gesellschaft geprägt und lässt nur vorsichtig in die Zukunft blicken. Der steirische herbst 21 nimmt die aktuelle Situation zum Anlass für eine Gegenbewegung: radikal nach draußen, ins Freie, in die Menge, vielleicht sogar in die Masse; aber auch hinaus aus der institutionellen Blase, in der sich Kunst, insbesondere die Avantgarde, bewegt. Im Ö1 Festival-Podcast wird diese Bewegung in Gesprächen mit Künstler/innen, die am aktuellen Festival teilnehmen, reflektiert. Was ist an öffentlichem Raum während der Pandemie verloren gegangen? Wie lässt er sich (wieder) einnehmen, und welche Rolle spielt die Avantgarde in diesem Prozess? Und in welchen Situationen hat man das Gefühl, "raus zu müssen"? Wohin überhaupt?
Gespräche mit Künstlerinnen und Grafikern, mit Denkerinnen und Performern begleiten akustisch durch das Festival; der Musiker Manfred Engelmayr steuert ein Bouquet an eigens komponierten Soundstücken bei.

Service

The Way Out - steirischer herbst 2021

Am 10.9. (19:00 Uhr) und am 11.9. (14:00 und 19:00 Uhr) ist Dejan Kaludjerovics Opernperformance "Conversations: I don't know that word...yet" im Rahmen des steirischen herbstes 21 zu sehen. Gespielt wird im Steiermärkischen Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, 8010 Graz.

Sendereihe

• The Way Out