Foulds, Walton, Arnold

8. September 2021, 14:05

Waltons Violakonzert? "Das ist doch nichts!"

Der Komponist Paul Hindemith war zunächst Geiger, wechselte aber zur Bratsche und wurde ein begehrter Solist. So sehr begehrt, dass er 1929 das Werk eines jungen Kollegen uraufführte: das Bratschenkonzert von William Walton. Auf Drängen des Dirigenten Sir Thomas Beecham war Hindemith in letzter Minute eingesprungen. Der englische Bratschist Lionel Tertis hatte die Noten mit der Bemerkung zurückgeschickt: "Das ist doch nichts!" Hindemith und das Publikum der Londoner Proms waren anderer Meinung. Das Violakonzert des 26-jährigen Walton ist ein Klassiker der Bratschenliteratur geworden.


Here's the real thing - at last!

Vor Beginn der Komposition, so witzelte der 1983 verstorbene Walton, habe er nur "gewusst", dass die Viola "grauenhaft" klinge. Guido Adler, der mit Gustav Mahler befreundete Musikwissenschaftler, bemerkte, als er das Werk hörte, mit historisch belegten Tränen in den Augen: "Here's the real thing - at last!"

Der 26-jährige Bratschist Timothy Ridout, BBC New Generation Artist 2019, entschied sich bei seinem Proms-Debüt für die von Walton überarbeitete Partitur aus dem Jahr 1961. Sie verlangt ein kleineres Orchester und eine zusätzliche Harfe.


Arnolds 5. Symphonie? Wieder nichts!

Malcolm Arnold gewann für seine Musik zum Film "The Bridge on the River Kwai" einen Oscar. Regisseure wie David Lean, Carol Reed oder John Huston wussten, was ihre Filme seiner Musik zu verdanken hatten. Der vor 100 Jahren geborene, vor 15 Jahren verstorbene, englische Komponist ließ sich für Gerard Hoffnungs legendäre "Hoffnung Music Festivals" witzig-tiefsinnige Musik einfallen, welche die Zeit überdauert hat.

Als sein Hauptwerk hat der gelernte Trompeter neben den "Concertos for Friends" seine neun Symphonien verstanden. Publikum und Solisten kümmerte wenig, dass zur Zeit ihrer Entstehung seine Musik von Kritikern als nicht "zeitgemäß" galt. Julian Bream (Gitarre), Dennis Brain (Horn), Benny Goodman (Klarinette), Léon Goosens (Oboe), Julian Lloyd Webber (Violoncello), James Galway (Flöte) oder Yehudi Menuhin (Violine) bestellten bei ihm Konzerte. Als witzige Rache an zeitgeistigen Kritikern baute Arnold den 1. Satz seiner 5. Symphonie (1961) auf einer Zwölftonreihe auf. Es amüsierte und freute ihn, dass es niemand hörte. Arnold schrieb seine "Fünfte" zu Ehren von vier Freunden, die jung verstarben: Gerard Hoffnung ("Musikhumorist", Tubaspieler und Karikaturist), Frederick Thurston (Klarinettist), Dennis Brain (Hornist) und David Paltenghi (Tänzer und Choreograph). Vorige Woche war es die erste Aufführung dieses Werks bei den Proms und die erste Aufführung einer Symphonie von Arnold bei den Proms, seit Richard Hickox 1994 dessen zweite Symphonie dirigierte.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger