Grüne Versprechen

10. September 2021, 13:00

Von den heute bekannten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten ist eine Million vom Aussterben bedroht. Die Zahl der Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien ist um fast 70 Prozent geschrumpft - allen internationalen Abkommen und Schutzvereinbarungen zum Trotz. Erst vergangenes Jahr wurde die Biodiversitätskonvention für gescheitert erklärt, die 2010 in der japanischen Stadt Nagoya (Provinz Aichi) beschlossen wurde.
Die sogenannten Aichi-Ziele, die durch den Schutz von Ökosystemen die Artenvielfalt verbessern und nachhaltige Nutzungsformen fördern sollten, wurden in den zehn Jahren bis 2020 nicht erreicht. Die Weltmeere sind nach wie vor überfischt, Regenwälder werden gerodet, Böden im großen Stil versiegelt.

Die Umweltjournalistin Kathrin Hartmann hat 2018 das Buch "Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell" veröffentlicht. In einer aktuellen Analyse für die NGO Greenpeace kommt sie zum Ergebnis, dass zentrale Instrumente des globalen Naturschutzes wie Zertifizierungen, CO2-Kompensation und die Errichtung von Naturschutzgebieten keinen wirksamen Beitrag bei der Bekämpfung von Artensterben, Klimakrise oder Menschenrechtsverletzungen leisten konnten. Es seien Maßnahmen, die vielversprechend klingen, doch wenig Effekt zeigen.

Dass der Protest gegen so genanntes Greenwashing in Wirtschaft und Politik weitgehend ausbleibt, erklärt Ingolfur Blühdorn, Professor für soziale Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien, auch mit der Transformationsunwilligkeit eines großen Teils der Bevölkerung. Man habe sich in Ländern wie Österreich in einer Art Wohlfahrtskapitalismus eingerichtet. Regierung, Unternehmen und Konsumenten versicherten zwar, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz Priorität hätten, entsprechende Maßnahmen würden aber nur geduldet, solange unser Lebensstil davon unbeeinflusst bliebe.
Wie kann Greenwashing erkannt werden? Welche Natur- und Klimaschutzmaßnahmen würden tatsächlich Wirkung zeigen? Und was kann Wissenschaft dazu beitragen, um Veränderungsprozesse in Gang zu bringen?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit der Journalistin Kathrin Hartmann, dem Nachhaltigkeitsforscher Ingolfur Blühdorn - und mit Ihnen: Die Redaktion freut sich über Ihre Fragen und Beiträge unter der Telefonnummer 0800 22 69 79 während der Sendung oder schriftlich an punkteins(at)orf.at.

Service

Kathrin Hartmann, "Die grüne Lüge. Weltrettung als profitables Geschäftsmodell", Blessing, München 2018

Sendereihe

• Punkt eins