Die Moral und die Meute

27. September 2021, 13:00

Wer heute in die Öffentlichkeit tritt, muss sich darauf gefasst machen, moralischen Vorwürfen ausgesetzt zu werden. Wer den Mund aufmacht, ist elitär, rassistisch, sexistisch, oder sonst von Vorurteilen beladen. Diejenigen, die solche Anschuldigungen in den Raum stellen, gehören damit zur moralischen Mehrheit und überbieten sich häufig auf den sozialen Medien in tugendhaften Vorhaltungen.

Diese Art von Moral ist boshaft, sagt der Rechtsphilosoph Alexander Somek. Sie emotionalisiert jedes Thema, reduziert Menschen zu Karikaturen, vermeidet Begründungen, begünstigt das Wegducken in der großen Menge der tugendhaften Entrüsteter, sie konstruiert Tugend als Opfersein und spricht allen anderen die Tugend ab.

Im Gespräch mit Philipp Blom erläutert Alexander Somek seine Thesen. Was unterscheidet seine Idee von Moral von der sogenannten Political correctness, und ist diese Bewegung, so irritierend sie gelegentlich sein mag, nicht ein notwendiges Korrektiv? Ist es nicht billig, sich als weißer Rechtsphilosophieprofessor darüber zu entrüsten, wie "der alte, weiße Mann" behandelt wird? Kämpft Alexander Somek ein Rückzugsgefecht, oder ist er weitsichtiger, als die Hüter der korrekten Moral? Sein Buch "Moral als Bosheit" liefert auf jeden Fall Stoff für lebhafte Gespräche und profunde Reflexion.

Nehmen sie Teil an unserem Gespräch über die Moral der politischen Entrüstung! Unter 0800 22 69 79 während der Sendung, kostenlos aus Österreich, oder schreiben Sie uns an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins