ORF/JOSEPH SCHIMMER
Betrifft: Geschichte
100 Jahre Burgenland
zum Burgenland-Schwerpunkt in Ö1:
Österreichs jüngstes Bundesland
mit: Michael Hess, Historiker an der burgenländischen Landesbibliothek
Gestaltung: Ute Maurnböck
27. September 2021, 17:55
Das heutige Bundesland Burgenland war bis zum Jahr 1918 Teil der ungarischen Reichshälfte Österreich-Ungarn. Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie sollte das Gebiet laut Friedensvertrag von St. Germain zu Österreich kommen, Ungarn versuchte das zu verhindern. Die Situation wurde immer angespannter, Italien trat als Vermittler auf, das Burgenland wurde am 13. Oktober 1921 im "Venediger Protokoll" von Ungarn übergeben. Allerdings blieb Ödenburg/Sopron, das ursprünglich als Hauptstadt vorgesehen war, letztlich bei Ungarn:
Bei einer Volksabstimmung, für die pro-ungarische Wählerinnen und Wähler aus anderen Teilen Ungarns herangezogen wurden, stimmten 2/3 der Wahlberechtigten für einen Verbleib bei Ungarn. Mit der Jahreswende 1921/22 kam das Burgenland dann ohne das westungarische Sopron als "selbständiges, gleichberechtigtes Bundesland" zur Republik Österreich.
Besiedelt war das Gebiet schon lange: Kelten lebten hier, dann wurde es als Teil der Provinz Pannonien dem Römischen Reich angegliedert.
Nach dem Ende der römischen Vorherrschaft kamen Goten, dann Hunnen, Langobarden und Awaren, im 8. Jahrhundert wurde es dem Fränkischen Reich einverleibt. Erst danach lebten zum ersten Mal deutsche Siedler hier, das Hin und Her zwischen Slawen, Magyaren und Deutschen sollte noch länger andauern.
Prägend für die Geschichte des Burgenlandes waren die mächtigen Grafen: die Güssinger im Süden, die Mattersdorfer-Forchtensteiner im Norden. Die Grenzkämpfe und Verwüstungen durch die Osmanischen-Heere im Hochmittelalter konnten nicht verhindert werden, zum Wiederaufbau wurden nun Kroaten angesiedelt.
Ein Name, mit dem das Burgenland bis heute verbunden ist: Das Geschlecht der Esterházy, die kulturell und wirtschaftlich - wie auch die Batthyány einflussreich waren und zum Teil noch sind.
Die schwierige ökonomische Situation für die Kleinbauern führte im 19. Jahrhundert zu einer Auswanderungswelle von Burgenländerinnen und Burgenländern, die vor allem in die USA emigrierten: Chicago wurde immer wieder als die "größte Stadt des Burgenlandes" bezeichnet.
Das Land, das nie eine geschichtliche Einheit gebildet hatte, wurde unter der nationalsozialistischen Herrschaft auf die Gaue "Niederdonau" (dazu zählten das Nord- und Mittelburgenland) und die Steiermark (Südburgenland) aufgeteilt. Roma und Sinti, Jüdinnen und Juden wurden ermordet, das Massaker von Rechnitz, bei dem kurz vor Kriegsende ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter getötet wurden, ist auch noch aktuell Gegenstand der Forschung.
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