Fridays for Future

APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND

Zwischenruf

Franz Helm über Klimakrise

"Klimakrise: Auf den Schrei der Jugend hören" von Pater Franz Helm, Steyler Missionar

Am 24. September war ich in Wien unterwegs zum Klimastreik. Dabei traf ich eine Gruppe von Schulkindern, die miteinander lauthals brüllten: "Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" Bei der Demo dann war dieser Ruf immer wieder zu hören. Für mich verständlich. Kinder und Jugendliche gehen auf die Straße und fordern ein, dass endlich einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken und so den Klimawandel einzudämmen.

Sie tun das, wie ich es sehe, unabhängig von parteipolitischem Kalkül. Viele von ihnen dürfen noch nicht wählen und organisieren sich nicht parteipolitisch. Unabhängig von parteipolitischem Kalkül haben sie Angst um ihre Zukunft. Kinder und Jugendliche, aber auch die Armen in den Ländern des globalen Südens sind massiv betroffen von einer Erderwärmung, zu der sie selbst kaum beigetragen haben.

Folgerichtig hatte "Fridays for Future" den weltweiten Klimastreik diesmal unter das Motto "Klimagerechtigkeit" gestellt. Zusammen mit indigenen Völkern im Amazonasgebiet, in Sibirien und in den Urwäldern des Kongobeckens und Südostasien schreien sie auf, weil ihr Lebensraum zerstört wird und sie für etwas büßen müssen, was andere verursacht haben.

"Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, alles andere wird euch dazu gegeben", lese ich im Matthäusevangelium. Ich bin überzeugt, wir müssen diese Aufforderung Jesu heute folgendermaßen aktualisieren: "Sucht zuerst Klimagerechtigkeit, und ihr werdet Leben und Zukunft haben!" Mich beschämt, dass Umwelt-Aktivist*innen sich in diesem Bereich engagieren und diese Worte Jesu zu ihrem Lebensprogramm machen, aber so viele Gläubige meinen nach wie vor, die Ökologie habe mit ihrem Glauben nichts zu tun.

Vor Kurzem hat ein Umweltaktivist zu mir gesagt: "Warum verstehen so viele gläubige Menschen noch immer nicht, dass sie eine Verantwortung haben für die Schöpfung Gottes, für die nächsten Generationen und für die vielen Menschen, die heute schon massiv betroffen sind von den Auswirkungen des Klimawandels?"

Nicht nur, weil die Umweltschäden zunehmen und es sauteuer werden wird. Nicht nur, weil Migrationsströme drohen, wenn der Lebensraum von Menschen zerstört wird, wie zum Beispiel in Bangladesch, wo der Anstieg des Meeresspiegels die Existenz von vielen Millionen Menschen gefährdet. Nicht nur, weil Wetterextreme zunehmen. Sondern schlichtweg, weil wir eine Verantwortung für das bedrohte Leben haben und weil wir mit allen anderen Lebewesen gemeinsam Schöpfung Gottes sind, ist es notwendig, auf den Schrei der Jugend zu hören: Stoppt den Klimawandel. Jetzt!

Ebenso wichtig wie eine Veränderung des persönlichen Lebensstils, sind strukturelle Veränderungen, die durch die Politik, die Wirtschaft und Gesellschaft als Ganze vorangebracht werden müssen. Die Zeit drängt. Die Fachleute sagen: Es ist wirklich fünf vor zwölf. So lautet übrigens auch der Titel einer Homepage, die morgen, am Tag des heiligen Franz von Assisi, um fünf vor zwölf durch kirchliche Organisationen vorgestellt werden wird. Das Knowhow für eine ökosoziale Wende ist da, die Mittel auch, es mangelt jedoch an Entschiedenheit bei der Umsetzung. Machen wir ernst damit. Fordern wir sie ein. Um der Gerechtigkeit willen. Jetzt!

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Ferruccio Busoni
Album: ALFRED BRENDEL SPIELT BACH, HAYDN, BEETHOVEN, LISZT, BERG UND BUSONI
Titel: Toccata für Klavier, KiV 287
* Preludio - Fantasia - Ciaccona
Solist/Solistin: Alfred Brendel /Klavier
Länge: 09:26 min
Label: Philips 426814-2

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