Black Lightning in le week-end

9. Oktober 2021, 13:00

Genau heute feiert der südafrikanische und politisch ein Leben lang aktive Musiker Abdullah Ibrahim, vormals Dollar Brand, Geburtstag. Seinen 87. Geburtstag. Und nachdem er immer noch höchst aktiv ist, wartet die Musikwelt gerade auf sein nächstes Klaviersoloalbum.

Beim musikprotokoll 1978, also vor 43 Jahren und ebenfalls Anfang Oktober, fand eine Uraufführung mit dem Titel "Extension of a Dream (in memoriam Steve Biko)" statt. Wissen sollte man dabei, dass diese "Erweiterung eines Traumes" sich auf den südafrikanischen Begründer der Black-Consciousness-Bewegung Steve Biko bezieht. Komponist dieses Uraufführungsstücks ist der heute 80jährige Komponist Alvin Singleton, der damals erste "black composer" in der Geschichte dieses Festivals.
1977 wird der schwarze Anti-Apartheidsaktivist Steve Biko vom südafrikanischen Staatsapparat verhaftet, gefoltert, ermordet. Zu diesem Zeitpunkt lebt der afro-amerikanische Avantgarde-Komponist Alvin Singleton in Graz und ist mit Uraufführungen seiner Werke oftmals beim musikprotokoll vertreten.
Im Programmbuch zum musikprotokoll 1978 findet sich folgender Eintrag zu einem neuen Stück von Alvin Singleton:
"Diese Komposition schrieb ich in memoriam Steve Biko, dessen Kampf gegen Rassismus und Klassenungerechtigkeit mit seinem Tod in Südafrika im September 1977 endete. Ich beendete das Stück noch im Oktober desselben Jahres. Das Stück "Extension of a Dream ... " benützt 23 nicht-melodische Schlaginstrumente. Diese Instrumente sind in vier Klangfarben-Gruppen eingeteilt. Glocken (Triangel, Kuhglocken, Becken), Felle (Trommeln), Schüttler (Maracas, Tambourine, Trillerpfeife) und Holz (Claves und Woodblocks)."
Die Uraufführung dieses perkussiven Stücks von Alvin Singleton findet dann beim musikprotokoll 1978 statt, es ist ein zwölfminütiges Stück zwischen Trauer, Wut und Anklage, das aber schon im Titel auch die Hoffnung auf die erfolgreiche Fortsetzung des Befreiungskampfes zum Ausdruck bringt. Die Erweiterung - oder auch Fortsetzung oder Ausdehnung - eines Traumes: Der Titel benennt die Hoffnung des Komponisten: "The Extension of a Dream - in memoriam Steve Biko".

Wir bleiben in diesem le week-end noch in den südafrikanischen 1970er Jahren. Abdullah Ibrahim ist mit befreundeten Mitmusikern im Studio, als er neben dem regulären Flügel ein Klavier entdeckt, dessen Hämmer mit Reißnägeln präpariert sind. Dieser metallische Sound war im "Marabi" genannten, südafrikanischen Jazzstil beliebt. Abdullah Ibrahim setzt sich also an dieses Klavier und beginnt ein einfaches, sehr eingängiges Motiv zu spielen und darüber zu improvisieren. Seine Kollegen, so heißt es in der Entstehungslegende zu diesem Stück, steigen nach und nach improvisierend ein und nach einer knappen Viertelstunde war ein Stück auf Band festgehalten, das zu einer Hymne der Anti-Apartheidsbewegung werden sollte. Benannt wurde die Improvisation nach einem Township in der Nähe von Kapstadt: "Mannenberg is where it's happening" wurde 1974 eingespielt und veröffentlicht. Zwei Jahre später legte Abdullah Ibrahim mit "Black Lightning" nochmals musikalisch kräftig nach.

Service

ORF musikprotokoll

Sendereihe

• Le week-end

Gestaltung

• Elke Tschaikner
• Christian Scheib

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