Die Schauspielerin Hilde Dalik liest Texte von Edith Stein

16. Oktober 2021, 06:56

Edith Stein wird in der katholischen Kirche als Heilige und Märtyrerin verehrt. Sie war das Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie, konvertierte nach einer Phase des Atheismus als Erwachsene zum katholischen Glauben. Wie sehr sich die Philosophin aber dem Judentum offensichtlich bis zuletzt verbunden fühlte, zeigt eine der letzten von ihr überlieferten Äußerungen, als sie und ihre Schwester Rosa aus dem Karmel in Echt von der Gestapo abgeholt wurden: "Komm, wir gehen für unser Volk!". 1935 schreibt Edith Stein in ihrem philosophischen Hauptwerk "Endliches und ewiges Sein":

"Die unleugbare Tatsache, dass mein Sein ein flüchtiges, von Augenblick zu Augenblick gefristetes und der Möglichkeit des Nichtseins ausgesetztes ist, entspricht die andere ebenso unleugbare Tatsache, dass ich trotz dieser Flüchtigkeit bin und von Augenblick zu Augenblick im Sein erhalten werde und in meinem flüchtigen Sein ein dauerndes umfasse. Ich weiß mich gehalten und habe darin Ruhe und Sicherheit - nicht die selbstgewisse Sicherheit des Mannes, der in eigener Kraft auf festem Boden steht, aber die süße und selige Sicherheit des Kindes, das von einem starken Arm getragen wird -, eine, sachlich betrachtet, nicht weniger vernünftige Sicherheit. Oder wäre das Kind ,vernünftig', das beständig in der Angst lebte, die Mutter könnte es fallen lassen?"

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler