Kunstwerk von Mike Kelley, Kandor City 3

AP/KOJI SASAHARA

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Mike Kelley, Jenny Holzer, Jean Michel Basquiat, Franz West (1). Gestaltung: Christine Scheucher, Thomas Mießgang

Wie verändert Kunst unsere Sicht auf die Welt? Wie interagieren Künstler/innen mit der Welt? Was sind die künstlerischen Ausdrucksformen des 20. und 21. Jahrhunderts? Positionen in der Kunst ist eine Sammlung an Positionen, genreübergreifend und ihrer Zeit voraus.

Zwischen Pop und Porno
Der kalifornische Installations- und Performancekünstler Mike Kelley
Der im Jahr 2012 im Alter von 57 Jahren verstorbene Künstler Mike Kelley war ein verdienstvolles Mitglied des kalifornischen Undergrounds, dem beispielsweise auch noch Jason Rhoades und Raymond Pettibon angehören. Zu seinen Lehrern am California Institute of the Arts zählten Laurie Anderson und der Konzept-Künstler John Baldessari. Kelley stürzte sich vom Beginn seiner Karriere an Hals über Kopf in die Popkultur und machte sich sowohl als bildender Künstler wie auch als Rockmusiker einen Namen: Während seiner College-Zeit in Ann Arbor, Michigan spielte er in den frühen Siebzigern in der Proto-Punk-Noiseband Destroy All Monsters, später bei The Poetics.

Berühmt wurde er allerdings als Demiurg der Schattenseiten des amerikanischen Traumes, die er mit Fundstücken aus Pop-, Massen- und Pornokultur in bizarren Assemblagen visualisierte. Gerne fertigte er aus verschlissenen, plüschigen Kuscheltieren Stoffskulpturen mit hohem Wiedererkennungswert. Eine davon wurde von der damals führenden amerikanischen Indie-Band Sonic Youth als Covermotiv für ihr Album "Dirty" verwendet und machte den Namen Mike Kelley weit über die engere Kunstszene hinaus bekannt. Er nahm sowohl an der documenta 9 wie auch an der documenta 10 teil.

Den endgültigen Durchbruch als einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation schaffte er mit der Mid Career-Ausstellung "Catholic Tastes/ Katholische Vorlieben", die unter anderem im Whitney Museum in New York und im Münchner Haus der Kunst zu sehen war und einen Panoramablick auf sein Werk zwischen Skatologie, abjekter Kunst und bad Jokes ermöglichte. Mit seinen provokanten Installationen, in denen S/M-Praktiken adressiert werden und der Mythos von Superman und anderen Comic-Helden implodiert, versuchte er eine Art Psychopathologie des amerikanischen Alltags, mit dem Ziel, gesellschaftliche Normen auszuhebeln und Klischees auf den Kopf zu stellen.

Mike Kelley inszenierte sich gern als ewiger Außenseiter, selbst als er schon regelmäßig und mit großem Erfolg weltweit in den bedeutendsten Museen ausstellte. Am 31.Januar 2012 wurde er tot in seinem Haus in South Pasadena aufgefunden. Die Polizei vermutete, dass er sich das Leben genommen habe. In einem Interview hatte er einmal gesagt: "Wenn du dich mit dem Teufel einlässt, veränderst nicht du den Teufel. Der Teufel verändert dich."
Gestaltung: Thomas Mießgang

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