Dostojewski auf einem Buchcover

C.H. BECK

Gedanken für den Tag

"Kämpfer gegen das Nichts" - Zum 200. Geburtstag von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij von Christian Rathner, Journalist und Filmemacher

"Bei ihm ist alles feurig und dynamisch, alles in Bewegung, in Widersprüchen und im Kampf", schreibt der russische Religionsphilosoph Nikolai Berdjajew über Fjodor Michailowitsch Dostojewskij. Alles in Bewegung, in Widersprüchen und im Kampf. Dostojewskij ist, wie er in einem Brief an seine Frau bekennt, "von verschlossenem Wesen". Ein schwieriger Charakter. Es brodelt in ihm. Die Epilepsie zehrt an seinen Kräften. Er ist interessiert an den Menschen, aber nicht frei von Vorurteilen - gegen Deutsche, Jesuiten oder Juden.

In einem Tagebuch, das seine Frau Anna während des Auslandsaufenthaltes in Deutschland und der Schweiz führt, zeigt er sich kleinlich und jähzornig. Der Künstler und sein Werk, das ist nicht dasselbe. Seine Anna liebt ihn trotzdem. Alles in Widersprüchen. Es gibt auch die andere Seite, den liebenden Gatten und zärtlichen Vater. Gerade dass es in ihm brodelt, macht ihn fähig, andere Standpunkte überzeugend darzustellen. Die Vielstimmigkeit seiner Romane ist überwältigend. Seine Helden - überwiegend junge Männer - diskutieren gern.

Von seinem christlichen Russland erwartet er alles. In russisch-orthodoxen Kreisen gilt Dostojewskij als Philosoph, Theologe und Psychologe. Er kennt sich aus bei den Sozialisten und Nihilisten, bei den Christen und Anarchisten und bei den Revolutionären. Er nimmt die Brüche wahr, die sich anbahnenden Umstürze, schreibt über die kleinen Leute statt nur über die Grafen und Fürsten. Vor allem für die ältere Generation, die den Glauben im Kommunismus bewahrt hat, ist Dostojewskij ein Prophet der Freiheit, der die nihilistischen Abgründe der Revolution lang vor dem Ereignis beschrieben hat.

In einer solchen Runde kann ein Abend vergehen mit der Diskussion über die Frage: Welcher der Figuren Dostojewskijs fühlst du dich besonders nahe? Albert Camus hat notiert: "Alle Helden Dostojewskijs fragen nach dem Sinn des Lebens. Darin sind sie modern: Sie fürchten die Lächerlichkeit nicht."

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Sergej Prokofieff/1891 - 1953
Bearbeiter/Bearbeiterin: G. Saborow
Album: Virtuose Violinen aus dem alten Rußland
Titel: Walzer aus der Oper "Krieg und Frieden" op.91
Ausführende: Violin Ensemble des Bolschoi Theaters
Ausführender/Ausführende: Irina Saizewa /Klavier
Leitung: Julij Rejentowitsch
Länge: 03:30 min
Label: DG 4237762

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