APA/AFP/JOHN WESSELS
Radiokolleg - Mangel und Überfluss
Von der Quantität zur Qualität (4). Gestaltung: Margarethe Engelhardt
2. Dezember 2021, 09:05
Müllberge, Klimaerwärmung. Luftverschmutzung sind Schlagworte, die aktuell die politischen Debatten bestimmen. Sind Geschäfte, die Lebensmittel unverpackt anbieten, eine Strategie, Müllberge zu vermeiden? Wie kann sich eine fünfköpfige Familie T-Shirts aus Ökobaumwolle leisten? Lässt sich der Kurzurlaub in Barcelona auch per Bahn absolvieren? Um die aktuellen klimapolitischen Probleme in den Griff zu bekommen, ist ein radikales Umdenken notwendig. Und hier braucht es mehr als ein Nachdenken über das individuelle Konsumverhalten.
Die Ökonomisierung der natürlichen Ressourcen ist Resultat einer Haltung, die darauf baut, dass menschliches Handeln ausschließlich von wirtschaftlichem Denken geleitet ist. Der homo oeconomicus strebt uneingeschränkt nach Nutzen- und Gewinnmaximierung. Im Dienst der Profitmaximierung werden Wälder gerodet, Flüsse trockengelegt, Abwässer ins Meer geschüttet. Die menschliche Arbeitskraft wird abgewertet, die Lebensqualität des Einzelnen wird auf Konsum reduziert. Hier beginnt sich Widerstand zu regen. Der Ökonom Dennis Snower, früher Berater der G 20 Staaten, bezeichnet heute das Konzept der Nutzenmaximierung als fatalen Irrtum.
Sein Credo heute: die Wirtschaft solle nicht dem Profit einzelner, sondern dem Gemeinwohl dienen. Die Degrowth - Bewegung bemüht sich, in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass Quantität durch Qualität ersetzt werden kann, und weniger oft mehr ist. Das beginnt bei der Produktion von Lebensmitteln und Kleidung, betrifft die Freizeit- und Unterhaltungsbranche und greift letztlich in die Gestaltung von Arbeitsplätzen ein. Klimaneutral zu werden bedeutet, Gewohnheiten zu überdenken. Für die politisch Verantwortlichen heißt das aber auch, Alternativen zu schaffen, und den rechtlichen Rahmen durchzusetzen, der partikuläre Wirtschaftsinteressen begrenzt.
Service
Lese- und Linkliste:
Ingolfur Blühdorn, Felix Butzlaff, Michael Deflorian, Daniel Hausknost, Mirijam Mock,
Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit. Warum die ökologische Transformation der Gesellschaft nicht stattfindet. transcript 2020
Ulrich Brand, Post-Wachstum und Gegen-Hegemonie. Klimastreiks und Alternativen zur imperialen Lebensweise. VSA: Hamburg 2020
Dennis Meadows, Donella H. Meadows, Erich Zah, Peter Milling, Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. DVA 1972
Andreas Novy, Richard Bärnthaler, Veronika Heimerl, Zukunftsfähiges Wirtschaften. Beltz Juventa 2020
Roger Willemsen, Wer wir waren. Zukunftsrede. S. Fischer Verlag 2016
Attac Österreich
Brot für die Welt Österreich
Global Solution Initiative
Konzeptwerk neue Ökonomie
Die Volkswirtschaft. Plattform für Wirtschaftspolitik
Welthungerhilfe
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