Hubert Gaisbauer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

"Trutznachtigall - Gedanken über Friedrich Spee von Langenfeld" von Hubert Gaisbauer, Autor und Kulturpublizist

Seit mehr als dreihundert Jahren singen Christinnen und Christen seine Weihnachts-, Passions- und Osterlieder, ohne danach zu fragen, wer die Texte geschrieben hat. "Zu Bethlehem geboren", "Lasst uns erfreuen herzlich sehr" und viele andere. Es ist Friedrich Spee, Jesuit, namhafter Barockdichter und Verfasser der wichtigsten Schrift gegen den mörderischen Hexenwahn des 16. und 17. Jahrhunderts. Geboren 1591, gestorben mit vierundvierzig Jahren an einer Infektion bei der Pflege pestkranker französischer Soldaten in Trier.

Das einzige Porträt, das von ihm existiert, zeigt ihn mit prüfend-offenem Blick, mit hoher Stirn und dunklem Haupt- und Barthaar, eine Hand hält das Birett des Priesters vor der Brust, die andere umfasst ein aufgestelltes Buch, als wolle er als Schriftsteller sagen: dazu stehe ich, punktum. Als Dichter hat er seine Zeitgenossen allem Grauen zum Trotz in der Hoffnung ermutigt und erfreut. Wer heute die wuchernden Rosenhecken barocken Sprachschwulsts überstiegen hat, findet eine Quelle mit dem hellen Wasser reinster Poesie.

Als Theologe hat er oft erstaunliche Sätze bereit, wenn er zum Beispiel einmal schreibt: "Ich weiß, glaube, ja schwöre und verpflichte mich sogar im ewigen Feuer der Hölle zu brennen, wenn nicht Gott der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde wahrhaft eine Mutter ist, die uns im Schoß trägt, nährt und an der Brust säugt".
Ursprünglich wollte er nach Indien in die Mission gehen. Seine Oberen schickten ihn aber in die niedersächsische Kleinstadt Peine, wo er protestantische Einwohner zum katholischen Glauben zurückführen sollte. Auf dem Ritt dahin hatte man ihn überfallen, lebensgefährlich verletzt und monatelang außer Gefecht gesetzt.

Sein jesuitischer Eifer hatte ein Pendant, die Poesie der mystischen Gottesminne. Darauf ist auch die "Cautio criminalis" gewachsen, seine ursprünglich anonym veröffentlichte Anklageschrift gegen die Hexenprozesse. Er weigerte sich standhaft bis an sein allzu frühes Ende, sie zu widerrufen. Am Steingitter in der Jesuitenkirche in Trier, das den Durchblick zu seinem Sarg gewährt, steht ein Vers aus Spees Lyriksammlung, die er "Trutznachtigall" genannt hat.
"O Gott, ich sing von Herzen mein / gelobet muss der Schöpfer sein".

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: trad.
Bearbeiter/Bearbeiterin: W. Scharf
Titel: Zu Betlehem geboren
Gesamttitel: Salzburger Saitenklang.Instrumentale Advent und Weihnachtsmusik mit Hackbrett + Harfe + Zither + Gitarre
Ausführende: SALZBURGER SAITENKLANG: Solist/Solistin: Monika Grimm
Solist/Solistin: Gerlinde Kronsteiner
Solist/Solistin: Birgit Portenkirchner
Länge: 02:00 min
Label: Domino942482

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