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Ex libris-Nachlese. Susan Taubes: "Nach Amerika und zurück im Sarg", Roman, Matthes & Seitz Verlag (Übersetzung: Nadine Miller). Es liest Eva Mayer

Am 6. November 1969 wurde am Strand von East Hampton bei New York die Leiche der Philosophin und Schriftstellerin Susan Taubes angespült. Kurz davor war ihr erster Roman erschienen, "Divorcing" war sein Titel, und er handelte mehr oder weniger von der Autorin selbst.

1995 ist das Buch erstmals unter dem Titel "Scheiden tut weh" auf Deutsch erschienen, nun lieg es in einer Neuausgabe vor. Diesmal nennt es sich "Nach Amerika und zurück im Sarg".

Die Protagonistin Sophie Blind steht vor den Trümmern ihrer Ehe und beschließt, sich von Ezra, ihrem Ehemann, scheiden zu lassen. In dieser Situation bemerkt sie, dass sich ein Riss durch ihr ganzes Leben zieht, der auch durch das Ende der Partnerschaft nicht zu heilen ist. Sie erinnert sich: an die Kindheit in Budapest in den 1930er-Jahren, an den Vater, einen praktizierenden Psychoanalytiker, der die Affären seiner Frau als Symptom abhakt und der kleinen Sophie schon im Kindesalter erklärt, sie würde am Elektrakomplex leiden. 1939 emigriert die jüdische Familie in die USA, doch auch nach drei Jahrzehnten fühlt sich Sophie, als sei sie nie vom Schiff gestiegen. Einer steilen akademischen Karriere folgt die Ehe mit dem Intellektuellen Ezra, für den sie erst dann die "beste Frau der Welt" ist, wenn er sie endlich zum Schweigen gebracht hat. Haltlose Gewalt und Erniedrigung konterkarieren das nach außen hin perfekte Leben.

Dies alles hat sich in Susan Taubes Leben auch so ereignet: Kindheit in Budapest, Emigration, akademische Karriere und die Ehe mit dem Judaisten Jacob Taubes. Das Besondere an diesem Roman ist allerdings, dass er aus der Perspektive einer Toten erzählt wird.

Gestaltung: Peter Zimmermann

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