Gedanken für den Tag

24. Dezember 2021, 06:56

Heute ist Heiliger Abend. Ab dem 17. Dezember wurden bei der Vesper, dem kirchlichen Abendgebet, die so genannten O-Antiphonen gesungen: O Weisheit, o Adonai, o Wurzel Jesse, usw. Alle diese Antiphonen haben denselben Aufbau: Sie beginnen mit einem O - dem wortlosen Ausruf des Staunens über Gottes Heilstaten. An dieses staunende O schließt sich jeweils ein Hoheitstitel des Alten Testamentes an, der auf Christus hin gedeutet wird. Mit einem stets wiederkehrenden "Veni!" - einem "Komm!", wird die uralte Heilssehnsucht des Volkes Gottes - bis heute - ausgedrückt. Die Verheißung des Akrostichons der letzten Tage lautete stets ero cras - morgen werde ich da sein!

Der Gott, der heute in der Nacht als Kind von Bethlehem geboren wurde, kommt immer wieder auf mich zu, er ist nicht mehr nur Verheißung, sondern Gegenwart. Dieser Gott lässt sich nie leicht erkennen, zeigt sich immer als der ganz andere, ist stets nur zu erahnen. Er bleibt das Geheimnis, das erschüttert und auch fasziniert. Dieser geheimnisvolle Gott, an den ich als Christ glaube, ist nicht die unbewegliche Statik, sondern die bewegte und bewegende Dynamik. Er kommt in vielen Erscheinungsformen auf uns zu und ist doch immer wieder der ganz andere.

Ich kann mich nur stammelnd und bewundernd diesem Mysterium der Hoffnung nähern. Nur in einer solchen Haltung beginne ich zu ahnen, was es heißen mag: Gott wird Mensch - et incarnatus est. Hoffnung ist mehr als nur Vermutung, Hoffnung ist Zutrauen und Zuversicht! Hoffnung ist vor allem eines: Vertrauen!
Dieser Mensch gewordene Gott lässt mich nie allein. Er ist immer mit mir. Ja mehr noch: Er liebt mich und Er will mich! Aus ganzem Herzen darf ich Ihnen für heute Abend einen gesegneten, einen hoffnungsfrohen Heiligen Abend wünschen - wie auch immer Sie ihn verbringen!

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler