APA/HOPI MEDIA/HOLZNER
Betrifft: Geschichte
Österreich und die Dritte Welt
Ein Verhältnis voller Widersprüche
mit: Lucile Dreidemy, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und Universität Toulouse
Gestaltung: Rosemarie Burgstaller
27. Dezember 2021, 17:55
Auch wenn Österreich keine vergleichbare koloniale Vergangenheit hatte wie etwa Großbritannien oder Frankreich, ist die Geschichte seines Verhältnisses zu den Ländern des Globalen Südens von starken Widersprüchen und Eigeninteressen geprägt. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Habsburger Monarchie wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land zunächst auf internationale finanzielle Hilfe angewiesen und befand sich also in einem "Entwicklungsland" ähnlichen Zustand.
Gleichzeitig fanden bereits in der Ersten Republik und im Austrofaschismus neokoloniale Ansprüche - einhergehend mit rassistischen Vorstellungen - vor allem in konservativen Kreisen breiten Anklang. Im Zuge des Marshall-Plans wurde jedoch aus dem "Empfängerland" ein Geberland: als Gegenleistung zu den erhaltenen ERC-Geldern wurde ein verstärktes Engagement Österreichs in den sogenannten "Entwicklungsländern" gefordert. So wurde Österreich ab den 1950ern im Bereich der "Entwicklungshilfe", bzw. später "Entwicklungszusammenarbeit" aktiv. Hier spielten von Anfang an - meist konfessionelle - NGOs eine zentrale Rolle.
Im Rahmen des globalen Kalten Krieges nahm das außenpolitisch neutrale Österreich zugleich eine besondere Position zu den Fragen der Dekolonisierung und des aufsteigenden Tiersmondismus ein. Österreicher und Österreicherinnen engagierten sich aktiv in antikolonialen Befreiungskämpfen (z.B. Algerien) und später im Rahmen internationaler Solidaritätsbewegungen (z.B. Nicaragua, Südafrika). In der offiziellen Außenpolitik spielten gleichzeitig wirtschaftliche Interessen immer eine dominierende Rolle.
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- Rosemarie Burgstaller