Ernst Bloch

DPA

Radiogeschichten Spezial

Der Ö1 Essay von Ernst Bloch

Der Ö1 Essay. Ernst Bloch: "Landschaft um Silvester und Neujahr", Essay für die Frankfurter Zeitung 1932
Es liest Gert Westphal

Der Philosoph Ernst Bloch, Jahrgang 1885, entfaltete seine größte Wirkung in den letzten beiden Jahrzehnten seines langen Lebens. Die deutsche Studentenbewegung und zuvorderst Rudi Dutschke beriefen sich auf Blochs "konkrete Utopien". Gemeint war damit der über sich hinausdenkende Mensch. Dessen Bewusstsein ist nicht nur das Produkt seines Seins, es ist vielmehr mit "Überschuss" ausgestattet. Dieser "Überschuss" findet seinen Ausdruck in den sozialen, ökonomischen und religiösen Utopien, in der bildenden Kunst, in der Musik und in den Tagträumen. Als Marxist sah Bloch im Sozialismus und Kommunismus die Instrumente, diesen "Überschuss" in die Tat umzusetzen. Wobei er untypischerweise eine starke Hinwendung zur Metaphysik an den Tag legte.

Blochs grundlegendes Buch "Der Geist der Utopie" erschien bereits 1923, also 45 Jahre vor 1968. Doch zwischen den Kriegen hatte er es schwer, als Jude, Pazifist und Marxist seinen Platz im geistigen Leben Deutschlands zu finden. Zudem ließ er sich nie einer Denkschule zuordnen und kultivierte in seinen Schriften einen Stil, der eher literarisch als akademisch war. Insofern ist er mit Walter Benjamin vergleichbar, auch er ein von den Zeitgenossen weitgehend unterschätzter Denker, der, wie auch Bloch, von den Nazis ins Exil gezwungen wurde. Der mental starke, selbstbewusste Bloch überlebte, der Zweifler Benjamin tötete sich auf der Flucht. Beide schrieben neben Siegfried Kracauer in den 1920er und frühen 1930er Jahren Feuilletons für die Frankfurter Zeitung. 1932 erschien dort Ernst Blochs Text "Landschaft um Silvester und Neujahr".

Gestaltung: Peter Zimmermann

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

Übersicht