Eine Grafik für das Kunstradio.

DENISA ANGHELUTA

Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

Alte Aufnahmen neu interpretiert

Der Nebel reißt auf
Aufbewahrtes entstummt. Vom zweiten Hören der Klänge.
Von Bruno Pisek

1
Ein entstummter Tonträger mehr
eine Kassette eine Spulenschachtel weniger
das nächste Band noch stummen Magnetismus
ausgelesen in Wiedergabestrom gesetzt in ein neues Format entstummt zugleich von meinen
Ohren akribisch verfolgt
nicht beiläufiger
das Aufmerken
wie beim ersten Hören
im Aufnehmen
in hell aufflackernden Hirnarealen
wo bereits einsetzende Querverbindungen
uns wach halten wachsam halten hellwach halten Signal und Klang bewußt halten
damit wir weiter beständig unser Hören
prüfen
tief atmend
mit hellen Ohren

2
In Ablagewellen temporär vorläufig sedimentiert die Regale
dann bodendeckend verfrachtbare Kartonagen, unter Anstrengung beweglich gehalten dazwischen
vier Klangprozessoren entkabelt
appellativ
der Anblick
führt mir Ideen zu

3
Klangwendungen in der Imagination erhören
und überraschend wechselndes Ineinandergreifen der Töne bis wir wirklich die aus dem Gedächtnis entstummten Teile vereinen und weiter eintauchen, auftauchen in
eine neue erzählende Welt

4
Und wenn wir uns hüllen
in vergangene Töne
fesseln sie uns mit den
Fingerkuppen
legen einen Schal um uns
eine wärmende Gewissheit einer neuen Erzählungen der Nebel reißt auf
und wir entziffern einen Text
im Fortlaufen der Töne

5
Dabei
habe ich nur im Archiv, an den Überspielungen weitergetan
und Tonstaub weitergetragen transformiert in ein anderes Format überspielt und die Töne
unerwartet frei
verlassen Schubladen Kategorien
es sprüht
wieder Klangenergie
unter dem Arbeitslicht.

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