Derwische

AP/AMR NABIL

Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Musikalische Verzückungen - Reisen in die Welt der Ekstase


Im ersten Teil dieser Serie haben wir darüber berichtet, wie sich Ekstase durch Halluzinogene wie Ecstasy, LSD und Psilocybin - besser bekannt als "Magic Mushrooms" - auf unsere Psyche auswirkt.
Im zweiten Teil ging es um religiöse Ekstasen, die ja ein universelles Phänomen sind und eigentlich in fast allen Kulturen und Religionen vorkommen.
Der dritte Teil ist der Musik gewidmet: Tanzende Derwische, rituelle Gesänge in evangelikalen Kirchen oder wummernde Bässe bei Rave-Veranstaltungen. Die Gesichter der musikalischen Ekstase sind unterschiedlich, ihr Sinn jedoch immer der gleiche: Es geht um Bewusstseinserweiterung, um das Erreichen eines transzendentalen Zustands. Der eine will dabei Gott näher sein, die andere nur dem Alltag entfliehen.
Musik spielt bei der rituellen oder institutionalisierten Ekstase eine wichtige Rolle, denn sie sorgt für "Entrainment", also die Synchronisation zwischen Klang und Körper. Atem, Puls und Herzfrequenz passen sich schrittweise dem Rhythmus, dem Beat eines Musikstückes an. Dazu braucht es gar keinen Techno, eine Symphonie von Gustav Mahler ist ebenso wirksam.
Seit jeher sind sich Komponisten und Musiker wie Richard Strauss, Alexander Skrjabin oder Franz Liszt dieses Phänomens bewusst und passen die Spannungsbögen ihrer Werke diesem System an. Die Macht der Ekstase verbindet die Menschen zudem zur Gemeinschaft. Nicht umsonst hat sich die Hoffnungslosigkeit der afrikanischen Sklaven in den USA in ekstatischen Gospelgesängen einen Weg gebahnt. Funk-Größe James Brown stachelte sein Publikum ebenfalls zu Höhenflügen an, während Rockbands wie "The Greatful Dead" die andere Bewusstseinsebene brüllend erreichten.


Gestaltung: Andreas Maurer

Service

Interviewpartner/innen:

Markus Müller
Kunsthistoriker, Historiker, Kurator
Bureau Müller
Knaackstr. 71
10435 Berlin

Univ.-Prof. Dr. Stefan Schmidl
Musikwissenschaftler, Abteilung Musikwissenschaft
Senior Research Scientist - Audiovisuelle Medien an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Vordere Zollamtsstraße 3
1030 Vienna
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Ass.-Prof. Mag. Dr. August Schmidhofer
Universität Wien
Institut für Musikwissenschaft
Spitalgasse 2, Hof 9 (Campus)
A-1090 Wien
Homepage

Mag.a Anita Taschler
Musikologin
Homepage

Info-Links:

Hörbeispiel: Ausschnitt Alexander Skrjabin-Le Poéme de l'extase
Hörbeispiel: lange Version Alexander Skrjabin-Le Poéme de l'extase
Hörbeispiel: James Brown-I Got You
Das Theatermagazin: Machtvolle Metamorphosen: Warum gerade die Musik immer wieder mit Ekstase in Verbindung gebracht wird
Rainer Schmitt: Zwischen Mythos und Ekstase - Zur Veränderung von Bewusstseinszuständen durch Musik
Straßburger Tanzwut

Literatur:

Wolfram Kinzig, Jochen Sautermeister (Hrsg.), "Rausch. Ekstase zwischen Bacchanal und Cognitive Enhancement", Ergon Verlag 2020

Anita Taschler: Ekstase und Trance in der Musik. Ein interkultureller Vergleich. Diplomarbeit Wien 2007

Eckart Liebau, Jörg Zirfas (Hrsg.), "Lust, Rausch und Ekstase. Grenzgänge der Ästhetischen Bildung", Transcript Verlag 2013

Sendereihe