Ältere Dame hält Gehstock

APA/GEORG HOCHMUTH

Punkt eins

Ein Pflegesystem macht schlapp

Wie kann die Zukunft der Langzeitpflege aussehen?
Gäste: Dr.in Elisabeth Rappold, Soziologin, Pflegewissenschaftlerin und Koordinatorin für den Bereich Gesundheitsberufe in der GÖG; Dr. phil. Kai Leichsenring, Direktor des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung.
Moderation: Elisabeth Scharang
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, E-Mails an punkteins(at)orf.at

Letzten Oktober wurde der dramatische Personalmangel im Pflegebereich von einem breiten Zusammenschluss von Sozial- und Pflegeeinrichtungen öffentlich gemacht und ein rasches Handeln der Politik gefordert. Aus dem Personalnotstand sei eine Versorgungskrise geworden, hieß es. Wie wird in der kommenden Pflegereform auf die angespannte Situation in der Langzeitpflege reagiert? Welche Modelle gibt es, die die Langzeitpflege zukunftstauglich machen kann und zu einer größeren Zufriedenheit der Beschäftigten führt? Wie kann man Menschen in die Pflegeberufe holen und was braucht es, um sie in dem Beruf auch halten zu können?

"Das System lebt zurzeit vom hohen Grundethos der Pflegekräfte", kommentiert der Sozialforscher Kai Leichsenring die Lage. "Bereits 2017/18 haben wir eine Umfrage unter Menschen gemacht, die in der Langzeitpflege arbeiten. Bis zu 40% konnten sich bereits vor der Pandemie nicht vorstellen, den Beruf bis zu ihrer Pension auszuüben. Auf der anderen Seite ist gerade in dieser Berufsgruppe der Grundethos sehr hoch. Über 80% der Pflegekräfte lieben die Arbeit mit anderen Menschen. Davon lebt unser System", sagt Kai Leichsenring, Social Policy Analyst u.a. im Bereich der Langzeitpflege in Europa. Er ist Teil eines internationalen Netzwerks von Wissenschaftler*innen, die sich zum Thema Langzeitpflege austauschen. "Die starke Abhängigkeit von informeller Pflege und Betreuung ist charakteristisch für die Langzeitpflege, nicht nur in Österreich. Allerdings ist das System der 24-Stunden-Betreuung durch Personenbetreuerinnen aus benachbarten Niedriglohnländern durchaus ein österreichisches Spezifikum. In Schweden zum Beispiel kennt man dieses System nicht, weil es dort ein besser ausgebautes Netz formaler Dienste und mehr Heime gibt."

Die Soziologin und Pflegewissenschaftlerin Elisabeth Rappold entwickelt für Institutionen wie die Caritas Pflegekonzepte. Als Koordinatorin für die Gesundheit Österreich GmbH, das nationale Forschungs- und Planungsinstitut für Gesundheitswesen, erstellt sie Prognosen für einzelne Bundesländer in Sachen Personalbedarf im Pflegebereich. Das Gesundheits- und Pflegewesen durchläuft einen großen Veränderungsprozess. Themen wie Digitalisierung, demografischer Wandel und der akute Fachkräftemangel sind nicht neu, aber durch die Pandemie verstärkt.

Wie wird die Situation in der Pflege 2030 in Österreich aussehen und welche Weichen müssen gestellt werden, damit das Langzeitpflegesystem sowohl den Bedürfnissen der zu pflegenden Menschen als auch denen der Pflegekräfte standhält?

Darüber spricht Elisabeth Scharang mit ihren Gästen und mit Ihnen: Die Redaktion freut sich über Ihre Anrufe in der Sendung - kostenfrei innerhalb Österreichs unter 0800 22 69 79 - oder über Ihr E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Buch:

"Pflege im Fokus. Herausforderungen und Perspektiven - warum Applaus alleine nicht reicht." Herausgegeben von Gerda Sailer. Springer Verlag 2021

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Laura Marling
Titel: Blackberry Stone
Ausführender/Ausführende: Laura Marling
Länge: 03:22 min
Label: WayOutWest Records

Urheber/Urheberin: Sufjan Stevens
Titel: Death with Dignity
Ausführender/Ausführende: Sufjan Stevens
Länge: 03:30 min
Label: Asthmatic Kitty Records

Urheber/Urheberin: Hania Rani
Titel: Letter to Glass
Ausführender/Ausführende: Hania Rani
Länge: 01:41 min
Label: Gondwana Records

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