
ORF/FLORIAN WAITZBAUER
Passagen
"Anything goes! Die Kunst der 80er Jahre"
Der Ö1 Artist Talk mit Erwin Wurm und Angela Stief
Moderation: Christine Scheucher
7. Februar 2022, 16:05
Es ist eine Dekade in der plötzlich alles möglich wird. Die Neuen Wilden beleben die längst totgesagte Malerei, begeistern mit Farbexplosionen und expressivem Pinselstrich und proben den Aufstand gegen die formale Askese der Minimal Art und Konzeptkunst. Die Neo-Geos gehen in die diametral entgegengesetzte Richtung. Sie setzen auf streng-geometrische Formen und dehnen mediale Grenzen aus. Keith Haring und Jean Michel Basquiat lassen sich von der Street-Art inspirieren. Jeff Koons entdeckt die ästhetischen Qualitäten des Kitsch. Die Appropriation Art von Künstlerinnen wir Sherrie Levine und Cindy Sherman beschäftigt sich mit Autorschaft und Originalität.
Die 1980er-Jahre sind eine Dekade, in der es keinen verbindlichen Formenkanon mehr gibt. Im Geiste der Postmoderne wird das große Nebeneinander der Stile gefeiert. Der junge Erwin Wurm setzt sich mit dem Medium Skulptur und der Welt der Waren auseinander und geht gänzlich eigene, um nicht zu sagen eigenwillige Wege. In den frühen 1980er-Jahren stellt er erstmals in der Galerie nächst St. Stephan aus. 1984 wird er mit dem renommierten Otto-Mauer-Preis ausgezeichnet. Wurm arbeitet zunächst mit Materialien wie bemaltem Holz, entdeckt aber bald, dass dreidimensionale Formen in erster Linie durch ihre Oberfläche, ihre Haut definiert werden. Kleidung, die erst durch den Körper Volumen erhält, wird bei Wurm zum skulpturalen Material. Damit gehört Erwin Wurm neben Franz West zu jenen Kunstschaffenden, die sich bereits in den 1980er-Jahren der Erweiterung des klassischen Skulpturenbegriffs widmen.
Service
Albertina Modern - Ausstellung "The 80s. Die Kunst der 80er Jahre" - bis 13. Februar 2022