Holzscheite

APA/ROLAND SCHLAGER

Vom Leben der Natur

Jahresringe mit einzigartiger Geschichte

Der Holzforscher Otto Cichocki erzählt, wie sich Holz über lange Zeitabschnitte erhalten hat.
Teil 5: Imprägnierung und Versteinerung
Gestaltung: Maria Harmer

2.500 Jahre alt sind die teils reich bemalten Holzsärge, die in altägyptischen Gräbern gefunden wurden, rund 3.500 die Holzbalken im niedergebrannten Königspalast von Qatna in Syrien, die in fast frisch wirkendem Zustand erhalten und Zeugen der hoch entwickelten altorientalischen Zimmermannstechnik der Bronzezeit sind. 6000 Jahre alt wiederum sind die hölzernen Pfahlbauten der urgeschichtlichen Siedlung im Keutschacher See in Kärnten, die zum UNESCO-Welterbe ernannt wurden. Und in einer Abbaukammer des Hallstätter Salzbergwerks aus der Bronzezeit in 100 m Tiefe wurde die älteste bekannte Holztreppe Europas - vielleicht der Welt - entdeckt. Die völlig unversehrte Holztreppe wurde auf 1343 v. Chr. datiert, das ist wenige Jahre vor der Geburt des ägyptischen Pharaos Tutanchamun.

Wie ist das möglich, da Holz doch ein relativ vergängliches Material ist, das vor allem aus Kohlenstoffverbindungen besteht? Doch unter bestimmten Bedingungen kann der Abbauprozess verlangsamt beziehungsweise sogar gestoppt werden, erklärt der Holzexperte Otto Cichocki, der viele Jahre lang am "VIAS - Vienna Institute for Archaeological Science" der Universität Wien tätig war. Austrocknung wie im Fall der altägyptischen Holzsärge ist eine Möglichkeit, die Umwandlung in Holzkohle wie im Fall des Palastes von Qatna eine zweite. Auch unter Wasser können wie zum Beispiel im Kärntner Keutschacher See durch Abschluss von Sauerstoff Holzpfähle lange erhalten und wichtige Forschungsobjekte werden, und auch durch Imprägnierung wie zum Beispiel in Hallstatt und durch Versteinerung kann auch ein so biologisch leicht abbaubares Material wie Holz über lange Zeitabschnitte erhalten bleiben.

Biologie, Chemie, Physik, Mathematik und andere Wissenschaften werden im Rahmen der Untersuchungen von Holzexperten wie Otto Cichocki angewandt. Um das Alter zu bestimmen, gibt es eine eigene Forschungsrichtung: die Dendrochronologie. Das Wort setzt sich aus drei griechischen Begriffen zusammen: aus "dendron" (= Baum), "chronos" (= Zeit) und "logos" (= Lehre). Denn an den Jahresringen eines Holzstücks kann man noch nach Jahrhunderten erkennen, wie alt der Baum ist, und auch, wie die Wachstumsbedingungen beziehungsweise das Klima während dieser Zeit waren. Ein spannender Bereich und viele neue Erkenntnisse, wenn Otto Cichocki zum Beispiel erklärt, dass Bäume generell eine Sonderform im Bereich des Lebendigen und bei einem "im Saft stehenden Baum" 80-85% der Zellen tot sind.

Service

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GESPRÄCHSPARTNER:
Mag. Dr. Otto Cichocki
VIAS Vienna Institute for Archaeological Science

FUNDBEISPIELE:
Alchemistenlabor Oberstockstall
Sargreste aus Awarengräbern in Frohsdorf, Niederösterreich
Pfahlbau Keutschacher See
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Nassholzfunde aus Österreichischen Seen
Holzkohlen aus Altsteinzeitlicher Feuerstelle Krems-Wachtberg
verkieseltes Holz

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