Pier Paolo Pasolini

AP/GREGORIO BORGIA

Diagonal

Diagonal zum 100. Geburtstag von Pier Paolo Pasolini

Radikaler Freibeuter. Zum 100. Geburtstag von Pier Paolo Pasolini.

Zu Pasolini haben in Italien alle eine Meinung. Zumindest jene, die länger auf der Welt sind als die Millennials. Für die einen ist der 1975 in Ostia ermordet aufgefundene P.P.P. unantastbarer moralischer Kompass. Für die anderen ist er der Teufel in Person - radikal, anti-kapitalistisch, links und homosexuell. Mehr als 30 Jahre lang hat Pasolini als widerständiger Filmemacher, Schriftsteller und Intellektueller die Debatten des Landes beherrscht. Fast täglich wurde er dafür angegriffen und beleidigt, aber auch wie ein heiliges Orakel befragt. Pasolini sah sich als gesetzloser Denker, der vor keinem Tabu zurückschreckt, als Freibeuter - seine berühmte Gedankensammlung nannte er "Freibeuterschriften". Darin polemisierte er gegen die Konsumgesellschaft und jene, die sie propagierten. Was sich damals abzeichnete, spitzt sich aktuell zu: die Allgegenwart eines neoliberalen und autoritären Kapitalismus, der sich als demokratisch tarnt, aber das Eigenartige nivelliert und das Einzelne zerstört. Pasolini gilt als pessimistischer Prophet, der viele rund um Konsumismus und Umweltzerstörung, Rassismus, Genderfragen und Migration in Gang gesetzt hat. Anfang der 1960er Jahre setzt er seine fundamentale Gesellschaftskritik in politisch-poetische Filmarbeit um.

Angelehnt an den Neorealismus, legt der frühe P.P.P. faschistoide Strukturen und später die Ausbeutung der Arbeitskräfte durch die großbürgerlichen Fabriksbesitzer in Italien offen. Die schillernden Gauner, die rebellischen Prostituierten, die verführerischen Straßenjungen in den römischen Vorstädten sind Pasolinis Protagonist/innen. Laien von der Straße und die Stars des italienischen Kinos, Anna Magnani und Silvana Mangano etwa, verdeutlichen Pasolinis Gesellschaftsutopie zwischen harter Realität und künstlerischer Transzendenz.

Angelehnt an die literarischen, politischen und filmischen Schauplätze macht Diagonal zum 100. Geburtstag Pier Paolo Pasolinis eine Reise ins aktuelle Italien. Ein Land, das zwischen einer extremen Linken und Rechten politisch zerrissen ist, bis hinein in den Alltag der römischen Vorstädte, die noch immer einer Stereotypisierung in Italiens Trash-Medien ausgesetzt sind.

Mit Beiträgen von Dominique Gromes, Fritz Ostermayer, Cornelia Vospernik und Katharina Wagner.

Eine Sendung von Petra Erdmann und Ines Mitterer.

Service

Pier Paolo Pasolini, "Petrolio". Aus dem Italienischen von Moshe Kahn. Wagenbach Verlag, 2015

Pier Paolo Pasolini, "Ragazzi di Vita". Aus dem Italienischen von Moshe Kahn. Wagenbach Verlag, 2014

Pier Paolo Pasolini, "Freibeuterschriften". Aus dem Italienischen von Thomas Eisenhardt. Wagenbach Verlag, 2011

Pier Paolo Pasolini, "Pier Paolo Pasolini in persona - Gespräche und Selbstzeugnisse". Aus dem Italienischen von Martin Hallmannsecker. Wagenbach Verlag, 2022

Nico Naldini, "Pier Paolo Pasolini - Eine Biographie". Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Wagenbach Verlag, 2012

Accatone, 1961
Mamma Roma, 1962
Teorema - Geometrie der Liebe, 1968
Medea, 1969
Die 120 Tage von Sodom, 1975

Pasolini Roma

Studienzentrum Casarsa

Pasolini Archiv

Sendereihe

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Andrea Laszlo De Simone
Titel: Vivo
Ausführende: Andrea Laszlo De Simone
Länge: 03:10 min
Label: 42 Records

Komponist/Komponistin: Matteo Salvatore
Album: Il Lamento Dei Mendicanti
Titel: Mo Ve'La Bella Mia Da La Muntagna
Ausführende: Matteo Salvatore
Länge: 02:50 min
Label: Harmonia Mundi

Komponist/Komponistin: Scott Walker
Album: Tilt
Titel: Farmer In The City
Ausführende: Scott Walker
Länge: 02:41 min
Label: Fontana

Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Cesare Andrea Bixio
Komponist/Komponistin: Enzo Bonagura
Komponist/Komponistin: Ferrante Alvaro de Torres
Titel: Quanto Sei Bella Roma
Ausführende: Anna Magnani
Länge: 01:38 min
Label: Halidon - H6844

Komponist/Komponistin: Ennio Morricone
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Audrey Nohra Stainton
Album: Teorema (Colonna Sonora Originale Del Film)
Titel: Fruscio Di Foglie Verdi
Leitung: Bruno Nicolai
Ausführende: Trio Junior
Orchester: Orchestra Filarmonica Statale di Mosca
Chor: Coro dell'Accademia dell'URSS
Solist/Solistin: Edda dell'Orso
Länge: 02:23 min
Label: Ariete - ARLP 2002

Komponist/Komponistin: Luigi Cherubini
Titel: Medea (1987 Digital Remaster): Dei tuoi figla la madre
Solist/Solistin: Maria Callas
Orchester: Orchestra Del Teatro Alla Scala
Tullio Serafin
Länge: 02:54 min
Label: WMG

Komponist/Komponistin: Antonio Castrignanò
Album: Ludovico Einaudi - Taranta Project
Titel: Core Meu
Ausführende: Ludovico Einaudi feat. Antonio Castrignanó
Länge: 02:19 min
Label: Decca Records

Komponist/Komponistin: Carl Orff
Album: Carmina Burana
Titel: No. 1, Primo Vere. Veris leta facies
Ausführende: Mozarteum Orchestra of Salzburg, Kurt Prestel, Mozarteum Choir of Salzburg
Länge: 02:00 min
Label: Believe Music

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