Radiokolleg - Lexikon der österreichischen Popmusik

14. März 2022, 09:45

Langzeit-Serie zur Geschichte der österreichischen Popmusik.
Leben und Werk einzelner Musiker/innen und Bands werden dokumentiert, ihre Bedeutung für die österreichische Musiklandschaft wird reflektiert und ihr Beitrag zu einer kritischen Gegenkultur gewürdigt.

Paul Plut - Steirischer Dark Folk und Dialekt-Gospel

Denkt man an die traurigsten Musikstücke, die je verfasst worden sind, dann darf man aus einer breiten, in monochromen Farben gehaltenen Palette wählen: "In Dunkelheit will ich leben, Sorge soll der Boden sein; das Dach Verzweiflung, das von mir all das freundliche Licht abschirmen soll; die Wände aus schwarzem Marmor, der auch benetzt noch weinen soll", heißt es etwa beim englischen Lautenist John Dowland in seinem wohl bekanntesten Werk "In Darkness Let Me Dwell" aus dem Jahre 1610. Ob goldenes, Elisabethanisches Zeitalter oder moderner Pop wie bei Leonard Cohen, Nick Cave und Tom Waits: Melancholie und Trauer sind seit Jeher beliebte und kraftvolle Elemente und Emotionen in der Welt der Musik. Auch der steirische Musiker Paul Plut hat sich den dunkel-schillernden Thematiken des Lebens verschrieben: "Düsterer Dark Folk aus den Bergen" oder auch "steirischer Dialekt-Gospel" liest man im Zusammenhang mit seinem Werk des Öfteren.

Es ist vor allem der Tod in seinen vielen Facetten, der sich in allen Musikstücken heranschleicht, manchmal auf leisen, manchmal auf polternden Solen. Hinunter in die Unterwelt stürzt man gerne auch mit Pauken, Trompeten und einer Portion Pathos, wenn die Kirchenorgel eine große Hymne des Unterganges anstimmt und Paul Plut in Anbetracht der Aussichtslosigkeit unserer menschlichen Existenz in seinen Stücken gar vor Wut gegen Kirchenbänke tritt und sein Untergangsmantra anstimmt. Denn, "der Bam wird foin, die Mutter wird älter, die Viecher werdn sterbn. Die Sunn wird koit. Unsa Kind wird sterbn. Und davor, hoff i, trifts mi", singt Paul Plut in seiner wohl düstersten Nummer "Eitelkeit" auf der aktuellen Platte. Man muss dem Tod etwas entgegensetzen, damit er etwas von seinem Schrecken verliert, meint Paul Plut über seinen inneren Antrieb für seine Dialektlieder.

Paul Plut wurde 1988 in Schladming geboren und ist in Ramsau am Dachstein aufgewachsen. Man kennt den jungen Musiker auch von seinem Deutschpop- Projekten "Viech" und seiner Blues-Punk-Band "Marta". Seit 2016 betreibt er unter seinem Namen auch sein Soloprojekt. Zwei Soloalben hat Paul Plut bereits veröffentlich: Das vielbeachtete Debüt "Lieder vom Tanzen und Sterben" ist 2017 erschienen. Die Nachfolgeplatte "Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse" gab es 2021 zu Hören. Aber auch Literatur, Kunst und Theater zählen zum Ouvre von Paul Plut: So produzierte er 2018 die Musik für die H. P. Lovecraft Film-Adaption "Das Bild im Haus" und komponierte 2019 zusammen mit Kerosin95 die Musik für Regisseurin Sara Ostertags Theaterstück "Haummas net sche?".

Ein Eintrag ins Poplexikon von Alexandra Augustin.

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