Moorfrösche

SUSANNE STÜCKLER

Vom Leben der Natur

Warum Frösche und Kröten die Farbe ändern

Aus braun wird blau, aus schwarz wird rosa.
Die Biologin Susanne Stückler erzählt vom Farbwechsel bei Fröschen und Kröten.
Teil 1: Altersbedingt, hormonell oder saisonal
Gestaltung: Maria Harmer

Aus grün wird gelb, aus braun wird blau und aus schwarz rosa. Nicht nur Chamäleons, auch Kröten und Frösche können ihre Hautfarbe dramatisch und oft innerhalb kurzer Zeit verändern. "Dynamischer Farbwechsel" wird dieses Phänomen genannt und kommt meist bei sogenannten "Explosivlaichern" vor, also bei Arten, deren Paarungszeit einmal pro Jahr auf nur wenige Tage beschränkt ist. Im Unterschied dazu sprechen Expert/innen vom "ontogenetischem Farbwechsel", wenn z.B. Jungtiere ganz anders aussehen als die erwachsenen Tiere und sich die Farbe langsam verändert. Bestimmte Farbzellen spielen dabei eine Rolle, auch Nährstoffe wie Carotinoide. Doch trotz des auffälligen Verhaltens ist über die genauen Mechanismen des Farbwechsels bei Kröten und Fröschen noch wenig bekannt.

Die Biologin Susanne Stückler forscht daher gemeinsam mit Doris Preininger vom Tiergarten Schönbrunn zu diesem Thema. Dafür geeignet ist unter anderem die Schwarznarbenkröte, die am indischen Subkontinent weit verbreitet und auch im Tiergarten Schönbrunn zu finden ist. Ihr Paarungsverhalten ist spektakulär, denn die Männchen verfärben ihren gesamten Körper während der Fortpflanzung von einem unauffälligen Braun zu einem Knallgelb. Wenn die Pandemie es erlaubt, reisen die beiden Biologinnen auch nach Indien, um dort neben der Schwarznarbenkröte auch den Indischen Tigerfrosch während der Paarung zu beobachten, der sich ähnlich verfärbt. Ist es ein Signal der Weibchen an die Männchen? Oder der Männchen an die Weibchen, um ihnen zu imponieren und sich als Paarungspartner anzubieten? Susanne Stückler beschreibt das Treffen unzähliger Individuen zu Beginn des Monsuns an den Laichstellen, erzählt von der großen Überzahl der Männchen und vom Gerangel und dem Paaren. Und von ersten Forschungsergebnissen: Der Farbwechsel dürfte ein sogenanntes "intrasexuelles Signal", also eines von Männchen zu Männchen sein, denn nur die Männchen verfärben sich, wohl um sich im Trubel besser orientieren zu können und nicht unnötig Zeit mit Geschlechtsgenossen zu vergeuden.

Ähnlich dynamisch ist auch die Paarungszeit der Moorfrösche in ihren wenigen Vorkommensgebieten in Österreich. Und auch ihr Farbwechsel ist spektakulär, denn die Männchen wechseln von einem unauffälligen Braun zu einem wunderschönen Blau.

In den Urwäldern Südostasiens ist der Wallace Flugfrosch heimisch, ein Beispiel für einen sogenannten "ontogenetischen Farbwechsel": Die Jungtiere sind leuchtend orange, die Erwachsenen sattgrün mit gelben Flanken, berichtet Stückler. Das satte Grün bietet adulten Individuen in den Bäumen besten Schutz, das leuchtende Orange der Jungtiere könnte - so die Vermutung - am Boden den Kot von Fledermäusen imitieren und so zu ihrer Tarnung und ihrem Schutz beitragen.

Doch wie genau werden diese Verfärbungen gemessen? Welche Zellen sind dafür verantwortlich? Diese und andere Fragen beantwortet die Biologin Susanne Stückler von der Universität Wien anhand einiger Beispiele und gibt so Einblicke in die farbenfrohe und sich verändernde Haut ausgewählter Frösche und Kröten.

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GESPRÄCHSPARTNERIN:
Susanne Stückler MMSc
Universität Wien
Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie

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