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Passagen
Mensch oder Maschine?
Aus dem RadioKulturhaus Wien
Im Zeit-Raum: Johannes Kaup im Gespräch mit dem Sozialethiker Peter Kirchschläger über eine Ethik im Zeitalter der digitalen Transformation
Bearbeitung: Robert Weichinger
28. März 2022, 16:05
Was würde ein heutiger Diktator unternehmen, um möglichst viele Menschen unter Kontrolle zu bekommen? Er würde wohl danach trachten, dass möglichst viele Menschen technologisch so miteinander verbunden sind, dass abhörende Kontrolle gesichert ist. Was würde ein Unternehmen machen, um reichlich Einfluss auf möglichst viele Menschen auszuüben, um sie als Kunden zu gewinnen? Das Unternehmen würde sich wünschen, dass möglichst viele Menschen technologisch, so miteinander verbunden sind, dass der Zugang zu dieser Quelle offen steht.
Was wünscht sich der Einzelne? Würde er sich wünschen, manipuliert, kontrolliert und (letztlich) ausgebeutet zu werden? Will er es hinnehmen, in den weltweit gespeicherten Algorithmen und Datensammlungen als Konsum-Sklave beworben zu werden? Daran schließen sich weitere Fragen an: Wie steht es um die Eingriffe ins Privatleben? Die rasant stattfindende digitale Transformation stellt uns vor neue Herausforderungen und sie wirft brisante Fragen auf: Wie wird sich unsere Arbeitswelt verändern? Was ist von der Mensch-Technik-Interaktion zu erwarten? Welchen Stellenwert nehmen Persönlichkeits- und Datenschutz ein?
Der 1977 in Wien geborene Sozialethiker und Theologe Peter Kirchschläger ist Leiter des Instituts für Sozialethik an der Universität Luzern. Er ist u.a. Experte im Bereich Digitale Ethik. Sein auf Englisch erschienenes Buch "Digital Transformation and Ethics - Ethical Considerations on the Robotization and Automatization of Society and Economy and the Use of Artificial Intelligence" (Nomos-Verlag) wurde von der internationalen Fachwelt als herausragende Publikation gefeiert. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte führten Kirchschläger u.v.a. an die Yale University in die USA, nach Schweden, Südafrika und Australien. Er ist Mitbegründer und Co-Leiter des Internationalen Menschenrechtsforums und des Zentrums für Menschenrechtsbildung Luzern.