Ferdinand Lacina

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Im Gespräch

Ex-Finanzminister Lacina

"Was haben die Über-Reichen von der Vergrößerung ihres Reichtums?"
Marlene Engelhorn im Gespräch mit dem ehemaligen Bundesminister für Finanzen, Ferdinand Lacina

Reichtum in Österreich ist extrem ungleich verteilt, wie eine aktuelle Studie der Nationalbank verdeutlicht: Demnach besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung 30 bis 50 Prozent des gesamten Vermögens. Dass die Erbschafts- und Schenkungssteuer 2008 von der damaligen rot-schwarzen Regierung unter einem ÖVP-Finanzminister abgeschafft wurde, hält Ferdinand Lacina für einen großen Fehler. "Die Vermögens-Unterschiede werden dadurch noch größer und man kann nicht über Chancengleichheit sprechen." Fast neun Jahre, von 1986 bis 1995, war der Sozialdemokrat Finanzminister der Republik Österreich. In diese Zeit fällt die Abschaffung der Vermögenssteuer 1993, die Ferdinand Lacina bis heute verteidigt: Diese sei damals eine reine Substanzbesteuerung gewesen, Finanzanlagen wären nicht besteuert worden. Lacina, der heuer seinen 80. Geburtstag feiert, setzt sich weiterhin für Verteilungsgerechtigkeit ein. Es dürfe nicht dazu kommen, dass wie bereits in anderen Ländern der Fall, Über-Reiche und ihre Lobbies zu großen Einfluss auf die Politik und damit die gesellschaftliche Entwicklung nehmen. Auch wenn einige Über-Reiche einen Teil des Vermögens stiften, entscheiden sie, wofür sie wohltätig sein möchten. "Wäre es nicht richtiger, das einer demokratischen Gesellschaft zu überlassen?", fragt sich Lacina.

Über Verteilungsgerechtigkeit hat sich auch die künftige Millionenerbin Marlene Engelhorn Gedanken gemacht. Sie setzt sich unter anderem in der initiative "tax me now" dafür ein, dass das Vermögen, das sie einmal erben wird, "fair" besteuert wird. Im Rahmen der vierteiligen "Im Gespräch"-Sendereihe "Seid umschlungen Millionen" bittet sie Menschen vors Mikrofon, die mit ihr über die Besteuerung von Reichen und Überreichen nachdenken. Den Auftakt macht Ferdinand Lacina. Mit ihm spricht Marlene Engelhorn über das Spannungsfeld zwischen Gier, Macht, Reichtum und staatlicher Kontrolle.

Sendereihe

Gestaltung