Oberkörper, Papst

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Praxis - Religion und Gesellschaft

Missbrauch und Vertuschung in Polen

Polen: Vatikan erschwert Aufarbeitung von Missbrauchsfällen +++ Ukraine: Ostern im Krieg +++ Weibliche Role-Models im Islam +++ Gefeiert und umstritten: Hermann Nitsch stirbt im Alter von 83 Jahren

1. Polen: Vatikan erschwert Aufarbeitung von Missbrauchsfällen

Nach Jahrzehnten der Vertuschung ist sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen mittlerweile auch in der katholischen Kirche in Polen zum Thema geworden. Doch anstatt die bisher einigermaßen funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Bischöfen, Diözesen und staatlichen Stellen in Polen zu vereinfachen, hat der Vatikan neue Hürden eingeführt: Polnische Behörden müssen jedes Mal mühevoll im Vatikan um Akteneinsicht bitten. Rechtsanwalt Artur Nowak ist selbst Missbrauchsopfer und stellt fest: "Es ist unerhört, dass polnische Priester in polnischen Pfarren polnische Kinder vergewaltigen und polnische Behörden keinen Zugang zu den Akten haben. Das ist nur bei uns möglich, weil hier eine fundamentalistisch-nationale Partei an der Regierung ist. Ihre Macht beruht auf dem starken Bündnis mit der Kirche." Eines der Opfer, das Rechtsanwalt Nowak vor Gerichten vertritt, ist Janusz Szymik. Jahrelang wurde er von einem Priester sexuell missbraucht. Die katholische Kirche wehre sich gegen seine Entschädigungsforderungen mit höchst merkwürdigen Mitteln, berichtet Szymik: "Die Anwältin, die die Diözese vertritt, verlangt im Namen des zuständigen Bischofs, dass meine sexuelle Orientierung untersucht wird, ob ich nicht vielleicht doch homosexuell bin und an den sexuellen Handlungen damals Freude gehabt habe." Gestaltung: Martin Motylewitz


2. Ukraine: Ostern im Krieg

Die Ukraine ist ein überwiegend orthodoxes Land. Doch es gibt, abgesehen von den mit Rom verbundenen Katholiken des östlichen Ritus, auch eine kleine römisch-katholische Gemeinde im Land. Eine dieser Gemeinden besteht in der Stadt Dnipro im Herzen der Ukraine, gelegen am gleichnamigen Fluss. Diese Stadt ist derzeit Dreh- und Angelpunkt für Flüchtlinge aus allen Himmelsrichtungen der Ukraine, denn an drei Abschnitten, dem Nordosten, dem Norden und im Süden wird gekämpft. So gut es geht hilft den Flüchtlingen auch die kleine katholische Gemeinde. ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz hat am Sonntag deren Osterfeierlichkeiten besucht.


3. Weibliche Role-Models im Islam

Wer sie finden will, der findet sie - die starken Frauen im Islam. Die deutsche Boxmeisterin Zeina Nassar zum Beispiel, die ihre Kämpfe mit Kopftuch austrägt und ihre Erfahrungen in einem Buch festgehalten hat. Im Bereich der Comic-Superheldinnen steht Kamala Khan an vorderster Front. Ihr Superheldinnenkostüm ist eine Art Burkini, sie hat pakistanische Wurzeln und lebt in den USA. Wie wichtig Role-Models sind, das unterstreicht die Religionspädagogin Carla Amina Baghajati. Gerade jungen Mädchen würden solchen weiblichen Identifikationsfiguren nacheifern, stellt sie fest, "für die Burschen und Männer ist das aber genauso wichtig, dass sie sehen, dass Frauen und Männer gemeinsam in Chancengleichheit Gesellschaft gestalten". Die islamische Überlieferung zeige den Propheten Mohammed durchaus als einen Mann, der einen Sinn für Gendergerechtigkeit hatte, meint die muslimische Frauenrechts-Aktivistin Zeynep Elibol: "Wenn man sich ansieht, wie der Prophet Frauen behandelt hat, denke ich mir, dass sich in der heutigen Zeit viele muslimische Männer schämen müssten." Gestaltung: Brigitte Krautgartner


4. Gefeiert und umstritten: Hermann Nitsch stirbt im Alter von 83 Jahren

Für sein Orgien-Mysterien-Theater und seine Schüttbilder war er weltbekannt: der Künstler und Mitbegründer des Wiener Aktionismus Hermann Nitsch ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Hochdekoriert und gefeiert auf der einen Seite, sorgte er mit seiner Kunst vielfach auch für Kritik, etwa mit seinem 6-Tage-Spiel auf dem Schloss Prinzendorf im Sommer 1998. Von manchen christlichen Kreisen wurde ihm im Zusammenhang mit seiner Kunst Blasphemie vorgeworfen, sein Werk aber zeugt andererseits auch von einer großen Affinität zu religiösen Themen. Nach schwerer Krankheit ist der 1938 in Wien geborene Nitsch am Ostermontagabend gestorben. Lena Göbl hatte den Aktionskünstler rund um seinen 80. Geburtstag zuhause in Schloss Prinzendorf besucht und mit ihm über Tod, Auferstehung und Ekstase gesprochen.

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