APA/HANS KLAUS TECHT
Hörbilder - in memoriam Hermann Nitsch
"... und es hat mit dem Nichts etwas zu tun." Die Blutgeschichte des Hermann Nitsch. Von Mahmoud Lamine (Wh.v.8.12.2003)
23. April 2022, 09:05
"Ich liebe das Übermaß, das Unmäßige, den Überfluss, das Unmaß, das Unausschöpfbare", sagte der 1938 in Wien geborene Hermann Nitsch. Und da das traditionelle Tafelbild allein diesen Ansprüchen niemals gerecht werden kann, hat sich der vielseitige Künstler bald der Aktion zugewandt - und gilt heute, gemeinsam mit Günter Brus, Otto Mühl und Rudolf Schwarzkogler, als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten "Wiener Aktionismus".
Bereits im Jahr 1957 entwickelte Nitsch seine Idee vom Orgien-Mysterien-Theater: Kreuzigungen, Tierschlachtungen und -ausweidungen, das exzessive Ausgießen warmen Blutes über nackte Körper und die poetische Verwendung liturgischer Gegenstände führten freilich zu heftigen Protesten. Sowohl von Seiten der Tierschützer, als auch von Seiten des konservativen Kunstestablishments und der katholischen Kirche. "Ich wollte und will der Kunst Äußerstes abverlangen", bekundete Hermann Nitsch. Mahmoud Lamine hat Hermann Nitsch bei der Gestaltung einer Retrospektive im Museum Essl beobachtet und gemeinsam mit dem Künstler in seinem Domizil in Schloss Prinzendorf Zeit gefunden, um seine Schaffensjahre Revue passieren zu lassen.
Hermann Nitsch ist vergangenen Montag im Alter von 83 Jahren gestorben.