Wegweiser für eine Rollstuhlrampe

APA/DPA/FREDRIK VON ERICHSEN

Medizin und Gesundheit

Wichtige Beiträge zur Inklusion

Tag der Inklusion - Wie weit ist Österreich, wenn es um die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen geht?

Der 5. Mai ist der europäische Tag der Inklusion. Er soll einerseits auf das Thema aufmerksam machen und auf Probleme hinweisen. Andererseits ist er auch als Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen zu sehen. Die aktuelle Ausgabe des Radiodoktors wirft daher einen Blick auf wichtige Beiträge zur Inklusion.

Persönliche Assistenz für alle? Fehlanzeige!

Einer davon ist die persönliche Assistenz. Sei es im Beruf, der Ausbildung oder der Freizeit - sie ermöglicht es Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt zu leben. Doch leider gibt es für Assistenzleistungen noch immer keine bundeseinheitliche Regelung und keinen Rechtsanspruch, wie beispielsweise in Schweden. Je nachdem, in welchem Bundesland die betroffene Person lebt, ist sie besser oder schlechter gestellt. Menschen mit Lern- oder Sinnesbeeinträchtigung sind in vielen Bundesländern sogar von der persönlichen Assistenz ausgeschlossen. Das jeweilige Bundesland hat auch andere Vorgaben was die Pflegestufe betrifft - während in Niederösterreich erst ab Pflegestufe 5 persönliche Assistenz bewilligt wird, ist dies in Wien ab der Pflegestufe 3 möglich. Und in Kärnten wiederum gibt es Einschränkungen bezüglich der Tageszeit - Assistenzdienste gibt es dort im Regelfall nur bis 22 Uhr. Roswitha Schachinger, Mitgründerin und geschäftsführende Vorständin der WAG Assistenzgenossenschaft, fordert daher eine bundeseinheitliche Regelung.

Ohne Barrieren zum Arzt

Dass Arztpraxen barrierefrei und somit für alle zugänglich sind, wäre auch ein enorm wichtiger Beitrag zur Inklusion. Leider gibt es dabei noch Aufholbedarf. Darum hat die Ärztekammer gemeinsam mit dem Verein BIZEPS (Zentrum für Selbstbestimmtes Leben) ein Projekt ins Leben gerufen, dass es Medizinerinnen und Medizinern ermöglicht, sich zu informieren und vor Ort in den Praxisräumlichkeiten beraten zu lassen. Denn jeder Arzt, der eine neue Praxis eröffnet oder eine alte übernimmt, muss diese laut dem Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz barrierefrei gestalten. Dessen sind sich allerdings viele nicht bewusst.

Und so stehen Menschen mit Behinderungen oft vor schweren Entscheidungen: Gehe ich zu einer Ärztin, die mich gut behandelt und nicht diskriminiert, muss dafür aber eine Begleitperson mitnehmen, da ich die Praxis nicht ohne Hilfe erreichen kann? Oder entscheide ich mich für Barrierefreiheit, aber dafür für einen Arzt, der möglicherweise nicht so gut mit Menschen mit Behinderungen umgehen kann?
Geht's um Allgemeinmediziner, dann sollten sie auch dem Wohnort möglichst nahe sein. Eine Kombination, die alle diese Punkte vereint, ist oft schwer zu finden. Cornelia Scheuer von BIZEPS ist in der Beratung tätig. Wie breit ist der Lift? Gibt es eine Behinderten-Toilette? Wie werden die Patienten aufgerufen, erkennen auch Gehörlose, wann sie an der Reihe sind? All diese Daten werden dann auf der Website "Praxisplan" für Verfügung gestellt.

Neue Technologien als Unterstützung

Moderne Technologien könnten einen Teil zu einer inklusiven Zukunft beitragen. Welchen genau, daran forschen Wissenschaftler an der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten, unter der Leitung von Oliver Koenig, im Zuge des Projekts "Start" gerade. Es soll der Prototyp einer App entwickelt werden, die es Menschen mit Behinderungen ermöglicht, selbstständiger am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es gilt herauszufinden, welche Bereiche es gibt, die durch Technologien verbessert werden können und dadurch mehr Zeit für persönliche Assistenz bleibt.
Die Quintessenz ist allerdings: Auch wenn der digitale Fortschritt noch so viele Möglichkeiten bietet, müssen diese auch in Form von Maßnahmen umgesetzt werden. Und dabei geht es natürlich wieder um Geld und politische Entscheidungen.

Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz diskutiert mit seinen Gästen darüber, was es für eine inklusive Gesellschaft der Zukunft benötigt.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Lydia Sprinzl, MA
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Welche Erfolge und Fortschritte bezüglich Inklusion gibt es bereits in Österreich?

Welche Barrieren sind noch nicht aus dem Weg geräumt?

Nehmen Sie persönliche Assistenz in Anspruch?
Wie geht es Ihnen damit?
Hatten Sie Probleme bei der Bewilligung?

Welche Erfahrungen haben Sie mit Barrierefreiheit in Gesundheitseinrichtungen gemacht?

Service

Zu Gast im Funkhaus Wien:

Cornelia Scheuer
Verein BIZEPS - Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
Schönngasse 15-17/4
1020 Wien
Tel: 01 / 523 89 21
E-Mail
Homepage

Roswitha Schachinger
Vizepräsidentin Österreichischer Behindertenrat
Mitgründerin und geschäftsführende Vorständin der WAG Assistenzgenossenschaft
Modecenterstraße 14
1030 Wien
Tel: +43 1 798 53 55
E-Mail
Homepage

Am Telefon:

Univ.-Prof. Mag. Dr. Oliver Koenig
Professur Inklusive Pädagogik & Inklusionsmanagement an der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten
Campus-Platz 1
3100 St. Pölten
Tel.: +43 676 847 228 825
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichischer Behindertenverband
Dachverband der Selbstbestimmt Leben Initiativen Österreich
Österreichischer Behindertenrat
Ärztekammer: Infomaterialien über Standards für Gesundheitseinrichtungen, barrierefreie Gestaltung
Ärztekammer: Barrierefreiheit in Arztpraxen
Ärztekammer: Praxisplan
Österreichischer Behindertenrat: Nationaler Aktionsplan

WAG: Wer bekommt Persönliche Assistenz?

ORF "Aktuell nach Eins", TV-Beitrag über persönliche Assistenz
Persönliche Assistenz ist Schlüssel zum selbstbestimmten Leben
TV-Beitrag "Sendung ohne Barrieren": Interview Oliver König "Das Recht auf Vielfalt"
Klagsverband: Inklusion lernen. Immer mehr Studiengänge bringen Menschenrechte und Gleichstellungsfragen in die Hörsäle
Forschungsprojekt "START: Self-Determination through technological support of Autonomy, Resilience and organizational Transformation" der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten

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