Socken werden gestrickt.

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Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Schier endlos verstrickt in der Geschichte

"Andante con amina". Von Ursula Wiegele. Es liest Susanne Weber. Gestaltung: Ilse Amenitsch.

Eine Familienaufstellung im Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg unternimmt die in Graz lebende Kärntner Autorin Ursula Wiegele in ihrem neuen Romanprojekt, das den Arbeitstitel "Andante con Anima" trägt. Die Familiengeschichte ist zeitlich zweigeteilt, Teil eins zwischen 1940 und 1945, Teil zwei ist eine Rückblende ab 1990. Örtlich in Brünn, Davos, Graz und Kärnten angesiedelt, beleuchtet Wiegele darin die Auswirkungen der NS-Zeit auf ihre Protagonist/innen.

Wiegele zeichnet eine Familie namens Prohazka. Die Eltern Emma und Pavel haben vier Kinder, die nach der Scheidung auf Kostplätzen untergebracht werden, während die Mutter als Arbeitsmigrantin in der "Nazihochburg" Davos die für ein Gasthaus in Graz angehäuften Schulden abarbeitet und nebenbei für die Winterhilfe der Nazis Socken und Handschuhe strickt. Vater Pavel hatte sich als Schürzenjäger erwiesen, vordergründig offizielles Mitglied der NSDAP, schließt er sich dem tschechischen Widerstand an und schmuggelt Material über die Grenze.

Wobei die historischen Ereignisse nur den Rahmen der Romanhandlung bilden, wie Ursula Wiegele betont, vielmehr lotet sie die Beziehungen aus, erzählt vom Wunsch nach Nähe, aber auch der Genugtuung über eingetretene Distanz. Wie finden sich die Protagonist/innen in der speziellen Situation des zweiten Weltkriegs zurecht und können Sie danach wieder zueinanderfinden?

Service

Ursula Wiegele, "Andante con anima". Manus, 2022.

Sendereihe

Gestaltung

  • Ilse Amenitsch

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