Ukrainisches Lacrimosa in tempore belli

14. Mai 2022, 13:00

Kürzlich ist eine Platte mit Musik für Bratsche solo erschienen, sowohl die Musikerin als auch alle der zeitgenössischen Komponisten stammen aus der Ukraine. Die Bratschistin Kateryna Suprun spielt zeitgenössische Musik, unter anderem von Zoltan Almashi, eine einsame Sarabande, die aus tiefen barocken Wurzeln wärmendes Licht aufsaugt und großzügig verstrahlt.

Vielleicht spielte die Tatsache, dass der Komponist Zoltan Almashi zugleich auch professioneller Cellist ist, tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung dieser "Sarabande", immerhin ist für einen komponierenden Cellisten das Vorbild der Cello-Solosuiten von Johann Sebastian Bach mit Sicherheit sehr präsent. In einem Interview wenige Tage nach Kriegsausbruch hat er erzählt, er sei gleich in den ersten Tagen des Krieges von Kiew nach Lviv gefahren, musste aber sein Cello zurücklassen, dafür wäre im überfüllten Zug einfach kein Platz gewesen. Vielleicht, habe Zoltan Almashi dann zu seinen Freunden mit einer Portion Galgenhumor gesagt, werde jetzt endlich aus einem komponierenden Cellisten endlich ein Komponist, der auch Cello spielen kann. Gespielt und während des Krieges in der Ukraine auf CD veröffentlicht hat seine Solo-Sarabande, die übrigens tatsächlich sowohl in einer Fassung für Cello-Solo als auch für Viola-Solo existiert, die ukrainische Bratschistin Kateryna Suprun.

Im Jahr 2019 hatte beim ORF-Festival musikprotokoll im steirischen herbst ein ukrainisches Streichquartett seinen Premieren-Auftritt mit zeitgenössischer, ukrainischer Musik. Und sie spielten so gut, dass wir das Streichquartett zwei Jahre später gleich noch einmal zum musikprotokoll in Graz eingeladen haben. Drei Männer und eine Frau kamen 2019 als "Danapris String Quartet" nach Graz und die Frau war die Bratschistin Kateryna Suprun, die eben inzwischen "in tempore belli" ihre Solo-Bratschenplatte veröffentlicht hat. Beim musikprotokoll spielte das Streichquartett inmitten mehrerer Uraufführungen junger Komponisten auch ein kurzes Stück des ukrainischen Altmeisters des zeitgenössischen Komponierens, allerdings auch das ein recht aktuelles Stück, damals eines aus dem Vorjahr. "Icon" heißt dieses Streichquartett aus 2018 von Valentin Silvestrov. Fünf Minuten Zeit für freischwebend innige Introspektion.

Die Bratschistin Kateryna Suprun nimmt uns heute an der Hand und zeigt uns einige, für uns hierzulande meist erst zu entdeckende Schönheiten ukrainischer Komponierender verschiedener Generationen.

Service

Golka Records
The Unplayed Concert

Sendereihe

• Le week-end

Gestaltung

• Elke Tschaikner
• Christian Scheib