Moos und Schwammerl im Wald

APA/AFP/WOJTEK RADWANSKI

Vom Leben der Natur

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Der Forstwirt Gerhard Mannsberger über das Agieren in langen Zeiträumen
Teil 4: Der Wald als Betroffener des Klimawandels - und als Teil der Lösung
Gestaltung: Maria Harmer

Es gibt wenig Nachhaltigeres als die Forstwirtschaft. Denn ein heute gepflanzter oder durch sogenannte "Naturverjüngung" von selbst wachsender Baum wird - je nach Baumart - mehr als einhundert Jahre alt. Der Forstwirt plant und agiert also nicht für den eigenen Nutzen und Profit, sondern für die Generation der Enkel oder Urenkel.

So ist es nicht verwunderlich, dass der heute fast inflationär verwendete Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft stammt. Erste Regelungen für eine Waldwirtschaft sind bereits im 14. Jahrhundert in einem Kloster in der Toscana in Italien entstanden, erzählt der Forstwirt Gerhard Mannsberger, Vize-Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, kurz BOKU. Diese Regelungen, denen das Prinzip zu Grunde liegt, nicht mehr zu entnehmen, als nachwächst, sind eigentlich bis heute aktuell. 1713 wurde erstmals "nachhaltende Nutzung" als Begriff von Hans Carl von Carlowitz in seinem für die Forstwirtschaft grundlegenden Werk "Sylvicultura oeconomica" oder "Hauswirthliche Nachricht und Naturgemäße Anweisung zur Wilden Baumzucht" eingeführt. Carlowitz forderte bereits vor mehr als 300 Jahren eine nachhaltende Waldbewirtschaftung und, "dass die Ökonomie der Wohlfahrt des Gemeinwesens zu dienen" hätte. Die Waldbewirtschaftung - davon war der angesehene sächsische Oberberghauptmann überzeugt - sei zu einem schonenden Umgang mit der Natur verpflichtet und an die Verantwortung für künftige Generationen gebunden.

Das heißt, die Forstwirtschaft erkannte schon vor vielen Jahren, dass beim Umgang mit Rohstoffen eine gute und vorausschauende Planung wichtig ist. Diese Kombination von theoretischem Wissen und praktischem Handeln kommt in der täglichen Arbeit im Wald zum Tragen, weiß Förster Erich Temmel, Revierleiter der Leobener Realgemeinschaft in der Steiermark, nach jahrzehntelanger Berufserfahrung. Auf der Basis der Erkenntnisse des Abtes aus der Toscana und von Carlowitz arbeitet die Forstwirtschaft heute nach einer relativ kurzen Phase ökonomisch getriebener Kahlschläge und Monokulturen wieder eng mit der Natur zusammen: Förster Temmel erzählt vom Pflanzen kleiner Bäume, von der Einbeziehung der "Naturverjüngung", vom Sicheln und Freischneiden bis zur Holzernte mit Motorsägen und modernen Harvestern. In der Forstwirtschaft wird in langen Zeiträumen und in Generationen gedacht - gelebte Nachhaltigkeit eben.

Aus der Forstwirtschaft kommend hat sich der Begriff "Nachhaltigkeit" nach und nach auch in vielen anderen Bereichen etabliert. Der Wald als nachhaltiger Energielieferant ist auch ein wichtiger Player in Bezug auf die Energieversorgung der Zukunft. Neben Holz als Brennstoff in all seinen Formen wurden in den letzten Jahrzehnten auch Methoden entwickelt, um Holzgas und Holzdiesel zu gewinnen.

Parallel dazu ist der Wald aktuell gleichzeitig Betroffener des Klimawandels und Teil der Lösung. Steigende Temperaturen, Trockenheit, Starkwetterereignisse wie Stürme, Brände und Lawinen machen ihm zu schaffen. Gleichzeitig vermindern Wälder weltweit die Belastung der Atmosphäre mit Treibhausgasen, indem sie Kohlenstoff binden. Denn die Wälder binden den im CO2 enthaltenen Kohlenstoff im Holz der Bäume und im Waldboden.
In Österreich ist fast die Hälfte der Staatsfläche mit Wald bedeckt, insgesamt sind es 4 Millionen Hektar Wald. Auf dieser Fläche stehen 3,5 Milliarden Bäume, die zusammen etwa 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff im Holz und im Boden binden.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Vom Leben der Natur - XML
Vom Leben der Natur - iTunes

GESPRÄCHSPARTNER:
Dipl.-Ing. Gerhard Mannsberger
Vizerektor der BOKU
Ing. Erich Temmel
Revierleiter der Leobner Realgemeinschaft

Sendereihe

Übersicht